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Altmodische Wörter

■ Robert Redford dreht am Yellowstone River

Robert Redford verfilmt zur Zeit Norman Macleans Roman A River Runs Through It (Aus der Mitte entspringt ein Fluß, W. Krüger Verlag, Frankfurt/M. 1991). Redford selbst spielt nicht mit, dafür aber Brad Pitt (der Tramper aus Thelma & Louise), Craig Sheffer, Tom Skerritt und Emily Lloyd. Einem längeren Bericht von Stephen Farber in der 'New York Times‘ zufolge ist Redford schon lange von dem Stoff fasziniert. Das 1976 erschienene Buch erzählt die über weite Teile authentische Familiengeschichte Macleans von 1910 bis 1935 in Montana, als das Gebiet um den Yellowstone River zu den letzten Bastionen eines noch nicht von der Zivilisation eroberten Landes gehörte. Montana, so Farber, ist bis heute in Mode: Ted Turner, Jane Fonda, Jeff Bridges, Dennis Quaid und Meg Ryan besitzen hier Farmen. Aber Redfords Faszination für den Westen ist weniger modischer Natur. A River Runs Through It enthält, so Redford, „vieles, was mich interessiert: der amerikanische Westen, Natur und Religion“.

Maclean, der 40 Jahre lang an der Universität von Chicago Englisch lehrte, schrieb den Roman erst im Alter von 70 Jahren. Er erzählt von einem strengen Presbyterianer und dessen beiden Söhnen: von Norman, der Lehrer wird, und dem rebellischen Paul, der schon als junger Mann in einem Kampf getötet wird. Ein Buch, so Maclean selbst, „über eine Familie, die ernste Probleme hat, deren Mitglieder einander aber dennoch lieben. Letztlich eine tragische Geschichte, denn wir konnten einander nicht verstehen.“

Interesse an der Verfilmung des Stoffs gibt es schon länger. „Dad war teilweise fasziniert von dem Gedanken“, erzählt Jean Snyder, die Tochter des 1990 verstorbenen Schriftsellers, „aber er wollte bei einer Verfilmung mitreden können, und die Leute schickten ihm nur schlechte Verträge.“ Anfang der achtziger Jahre traf sich Redford erstmals mit dem Autor, sie vereinbarten ein Mitspracherecht von seiten Macleans und seiner Familie. Redford: „Der Grund, warum Maclean so lange gezögert hat, war seine Angst, daß ein Film das Buch in Pornographie verwandeln würde — die Geschichte eines Bruders, der sich herumtreibt, der spielt und hurt und schließlich umgebracht wird. Er fürchtete auch, daß seine geliebte Familie als gestört portraitiert würde. Ich versicherte ihm, daß dies nicht meine Absicht sei.“ Möglicherweise hat Redford den Zuschlag auch bekommen, weil seine Vorfahren wie die Macleans aus Schottland nach Montana eingewandert waren. „Die schottische Ethik besagt, daß man Leiden stoisch ertragen muß“, erklärt Redford, „ich weiß nicht, wie ich meinem Bruder Hilfe anbieten soll, und er weiß nicht, wie er mich nach Hilfe fragen soll, wenn er sie braucht. Aber wir lieben einander.“

Redford hat sich schon einmal mit Familie beschäftigt: in Ordinary People (1980). Der Unterschied zwischen beiden Filmen, so Redford, „besteht darin, daß in Ordinary People die Situation durch Therapie gerettet werden konnte, während es diesmal keine Therapie gibt. Ich bin nicht sicher, ob das geholfen hätte. Ich selbst bin in einem armen Stadtteil in Los Angeles aufgewachsen, aber meine Eltern haben gerne gelesen. Das war der eine Ausweg, der andere war Sport. So konnte ich den Charakter von Norman verstehen, der ja Lehrer und Schriftsteller geworden ist. Aber meine andere Hälfte war die sportliche und geriet leicht außer Kontrolle. Ich hatte viel Ärger, geriet unter die Räder, genau wie Paul. Ich hatte ein bißchen was von beiden Charakteren.“

Nicht zuletzt wegen seiner persönlichen Affinität zum Romanstoff beharrte Redford auf einer Verfilmung. Mehrere Studios lehnten ab, sie fanden das Vorhaben zu literarisch. Schließlich konnte er die Carolco Productions überreden; er versprach, den Film für zehn Millionen Dollar zu produzieren. Das Drehbuch schrieb Richard Friedenberg, alle Veränderungen des Originals wurden mit der Familie abgesprochen.

Zuletzt hat Friedenberg das Drehbuch für Entscheidung aus Liebe geschrieben, die Schmonzette mit Julia Roberts floppte an den amerikanischen Kinokassen. Auch Redford selbst hat als Schauspieler gerade einen kommerziellen Mißerfolg hinter sich, Sydney Pollacks 40-Millionen-Dollar- Film Havana. Aber Geld spielt bei A River Runs Through It für Redford keine Rolle: „Es gibt in dem Film keine große Szene, keine Sensation.“ Im Gegenteil: Macleans Prosa wird häufig aus dem Off zitiert, „das Buch gefällt mir deshalb so sehr, weil es eine Gelegenheit bietet, Worte auf die Leinwand zu bringen, die aus der Mode gekommen sind, und es sind wunderschöne Worte.“ Der Film soll im Frühjahr in die amerikanischen Kinos kommen.

Quelle: Stephen Farber, Redford Turns West Once More, The New York Times, 20. Oktober '91.

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