Untermieter eingekellert

■ Oben hui, unten pfui: Neues Fotoforum eröffnet mit Aktfotos und Hubwagenmode

Halb Bremen von Kunst-Welt war wieder da und rang nach Atemluft im Saal des neuen „Forums Langenstraße“. Und was begab sich nicht alles! Mi-Ma-Modenschau! Zu Hunderten bestarrten die Schwitzenden Sibilla Pavenstedts Models, wie sie da, erlesen gewandet, vom fahrenden Hubkarren herab die Parade der Blicke abnahmen; im Hintergrund ein Triptychon von einander überspielenden Diaprojektionen.

Und eine Pi-Pa-Performance! Da hatte vorher ein Schausteller mit mit Hingabe und Bild im Mund über den Boden krauchen müssen, auf die Bretter gegangen sozusagen unter der Bedeutung seiner Tat.

Und eine Pi-Po-Pimmel-Ausstellung! An den Wänden hingen en suite Bilder über Bilder von nackten Körpern (mehr dazu im Kasten), und so fort...Kurzum, das Fotoforum bot am Freitag zur Eröffnung seiner neuen Wirkungsstätte Abendzerstreuung in vorteilhafter Großpackung. Gratis obendrein: Ein Vortrag des Wiener Medientheoretikers Peter Weibel.

Der sprach grundgelehrt und mit Witz „Vom Verschwinden der Welt“, und sprach mit einer Atemlosigkeit, als schwände schon vorab sein Leben dahin — bis nach anderthalb Stunden das Publikum ermattete. Am Ende verwandelte sich der Abend auch noch in ein Fest, wo vollends das Durcheinander sein Recht hatte.

Unten, wo das Fotoforum demnächst mit Sack und Pack einziehen wird, fand zurecht gar nichts statt. Dort unten ist inzwischen ein verläßliches Depressivum hergerichtet: niedrige Räume, kaum zweifünfzig, ein verdrießliches Kellergeschoß. Dort soll das Fotoforum nach dem Willen der Kulturbehörde sich mit „Studio- Ausstellungen“ durchbringen.

Die oberen Hallen darf das Forum, heißt es, von Fall zu Fall auf Antrag mitbenutzen Übersee- Museum, Focke-Museum, Weserburg usw. sind naturgemäß ebenfalls interessiert (vgl. taz vom 8.11.). Da heißt's einteilen! Wolfgang Stemmer, Leiter des Forums, hält unter diesen schwer berechenbaren Bedingungen die Akquisition von Sponsorengeldern für nahezu unmöglich. Weil als Folge eventuell die gesamte Ausstellungstätigkeit des Forums in Gefahr geriete, beansprucht nach wie vor das Forum die alleinige Schlüsselgewalt über alle Räume. Eher wäre man bereit, so Stemmer, auf alle finanziellen Forderungen jenseits der schon gewährten 150.000 Mark Betriebskostenzuschuß zu verzichten. schak