: Standbild: Zierfisch-Mafia
■ Tatort, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD
Die Kommissare Batic und Leitmyr ermitteln zwischen brodelnden Kochtöpfen fernöstlicher Gastronomie und überladenen Kunststoffornamenten. Eine rabiate Zierfisch-Mafia erpreßt von allen chinesischen Wirten der Stadt Schutzgelder. Wer sich widersetzt, bekommt die Hand abgehackt. Der Verlobte einer Restaurantbesitzer-Tochter findet ein weniger hieb- als stichfestes Argument gegen die parasitären Ausbeuter. Er stirbt durchs Messer des Mafioso Chow. Am Ende stranguliert sich der gestellte Drahtzieher in einem Flughafen-Separee mit der Telefonschnur am Heizkörper. Daß sein Fluchtversuch von einer Hundertschaft Polizisten vereitelt wurde, hatte eine Sinnkrise bei ihm ausgelöst.
Ein aufwändig inszenierter „Ethno-Tatort“ der kinoerfahrenen Regisseurin Maria Knilli. Mit zwanzig zum Teil recht gut besetzten chinesischen Sprechrollen gelingt es ihr, das Milieu glaubhaft zu zeichnen. Unzimperlich fiel auch der realistisch gemachte und bewußte Einsatz von Gewaltszenen aus, für die im Fernsehen ja ansonsten die Redaktion Sesamstraße zuständig zu sein scheint. Des nüchternen Realismus wegen mußte sogar das gute alte Kung Fu außen vor bleiben, auf das viele Zuschauer bestimmt 90 Minuten lang vergeblich gefiebert haben.
Ein sorgfältig gemachter Soundtrack indessen und eine bewegliche Kamera verleihen dem Film streckenweise eine beachtliche Dynamik. Um so mehr fallen Schwächen im Dialog- und Handlungsaufbau ins Auge.
Unergiebiger Verbalrassismus („Diese Chinesen!“) und überstrapaziertes Gefrotzel zwischen den Kollegen müssen für die mangelnde Zeichnung der Figuren herhalten. Das Potential an Situationskomik wurde leidlich genutzt. Daß man einen aus Augsburg mit dem Wagen anreisenden Dolmetscher erst zur Eile antreibt, um ihm hinterher einen Vortrag über Tempolimits zu halten, ist zwar eine witzige Idee, die jedoch wie viele andere Humoreinlagen unpointiert verspielt wurde. In seinem dritten Einsatz wirkt das Kommissarteam des Bayerischen Rundfunks noch etwas farblos, wenngleich vielversprechende Ansätze nicht zu übersehen sind.
Was den Handlungsfaden anbelangt, so erging es den Drehbuchautoren bisweilen nicht anders als Kommissar Batic beim Versuch, mit Stäbchen zu essen: Einige Bröckchen fielen daneben. Warum jetzt wer wann und wo gekillt wurde, war nicht immer einsichtig. Und daß der ältere Kollege Röder plötzlich alle wichtigen Hintergrundinformationen aus seinem Computer fischt, erscheint weit hergeholt. Der Spannungsbogen ist so wenig gradlinig wie die Glasnudel in der Wan-Tan- Suppe. Manfred Riepe
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