„Ausländerhaß — nicht mit uns!“

■ Werbeagenturen gegen Ausländerfeindlichkeit

Holger Weinert, Moderator des hessischen Lokalfernsehens, trat am Freitag abend sichtlich nervös ins Rampenlicht vor der Frankfurter Paulskirche. Nach den Reden der GewerkschafterInnen war seine Rede ebenso kurz wie gehaltvoll: Vier hochdotierte Frankfurter Werbeagenturen hatten sich ein Wochenende lang den Kopf zerbrochen und gratis vier Fernsehspots gegen Ausländerfeindlichkeit ausgedacht. Zuerst sendete sie der Hessische Rundfunk im Vorabendprogramm, dann alle „Dritten“. Seit Freitag abend sind sie auch in der ARD zu sehen. Die Spots, deren werbewirksamster die Weltkugel mit dem Schriftzug „Ausländer raus“ zeigt, weist darauf hin, daß auch die Deutschen in 178 Ländern der Erde Ausländer sind. Ein anderer fragt neben dem Gesicht einer jungen Frau: „Wer hilft mit, Aisha die Haare abzuschneiden?“ — und beantwortet die Frage: „Alle die schweigen, alle die wegsehen!“

Die Resonanz ist groß. Plakate wurden umsonst gedruckt, Zeitungen und Zeitschriften werden sie als Anzeigen veröffentlichen, die Stadt Frankfurt stellt für den Januar 1992 kostenlos Werbeflächen zur Verfügung. Andere Städte wollen sich anschließen. Parteien und Gewerkschaften spendeten für die Kampagne, die inzwischen auch einen Namen hat: „Ausländerhaß — nicht mit uns!“ Entstanden war die Idee während der Unterhaltungssendung Holgers Waschsalon. Weinert hatte dort bei einem Auftritt der neuen Ausländerbeauftragten des Bundes, Cornelia Schmalz- Jacobsen, erfahren, daß der ihr bewilligte Jahresetat „sage und schreibe 100.000 D-Mark“ ausmache. Der Frau, befand er, müsse von außen geholfen werden, wenn die Bundesregierung dazu nicht in der Lage sei. Weinert kritisierte CDU und CSU und mahnte: „Wer Brandsätze schmeißt, verbrennt Menschen, und alle, die hassen, deformieren sich selbst.“ Heide Platen