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Gesamtmetall schlägt härtere Gangart ein

Köln/Berlin (dpa/taz) — Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall hat sich am Montag abend einen neuen Präsidenten gewählt, den westfälischen Unternehmer Hans-Joachim Gottschol (64). Der bisherige Vizepräsident und Verhandlungsführer der Elektro- und Metallindustrie in Nordrhein-Westfalen gilt als Vertreter der mittelständischen Industrie, in der schon seit Jahren Unmut über die bisher von Managern der Großindustrie dominierte Verbandspolitik von Gesamtmetall herrscht.

Gottschol kündigte dann auch umgehend eine „Kurskorrektur“ bei der künftigen Tarifpolitik an. „Wir müssen wieder zu wirtschaftlich vernünftigen Zahlen zurückkommen“, meinte er unter Hinweis auf die „überhöhten Abschlüsse des Jahres 1991“. Lohnsteigerungen müßten sich daran orientieren, was für die mittelständische Industrie noch tragbar sei. In den letzten Jahren hatte die leistungsfähigere und personalpolitisch flexiblere Großindustrie immer wieder Tarifkompromisse im eigenen Verband gegen den Widerstand aus der mittelständischen Industrie durchgesetzt.

Gottschols Konkurrent, der baden-württembergische Gesamtmetall-Vorsitzende Dieter Hundt, ist trotz gegenteiliger Meldungen im Vorfeld der Neuwahl nicht angetreten. Er steht vielmehr für eine eher kooperative Politik mit der Gewerkschaft und gefällt sich in der Rolle des tarifpolitischen Vordenkers, der in Kooperation mit der Gewerkschaft die Modernisierung des Arbeitslebens betreibt. In eineinhalb Wochen beispielsweise wird er in der evangelischen Akademie Bad Boll vor ausgewähltem Publikum mit dem baden-württembergischen IG-Metall- Bezirksleiter Walter Riester ein „Perspektiv-Gespräch“ über zukunftsweisende Tarifpolitik zelebrieren. Derartige Veranstaltungen sind nicht die Sache des promovierten Metallhüttenkundlers Gottschol, der die Gottschol Aluminium GmbH Ennepetal mit Zweigwerken in Berlin und Luxemburg sein eigen nennt. Er werde zwar versuchen, mit der IG Metall zu einem Konsens über die künftige Tarifpolitik zu kommen, sich aber auch nicht scheuen, einen „härteren Kurs“ einzuschlagen. marke

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