: Preis zum Abschaffen
■ Civis-Preis wurde zum vierten Mal verliehen
„Unser Interesse muß es sein, daß dieser Preis eines Tages nicht mehr verliehen wird.“ Diese Auffassung vertrat Hildegard Hamm-Brücher anläßlich der Verleihung des Medienpreises „Civis '91“ in Köln. Den mit 40.000 DM dotierten „Civis Hörfunk- und Fernsehpreis für Verständigung mit Ausländern“ gibt es gemeinsam von der ARD, der Bundesbeauftragten für Ausländerfragen und der Freudenberg-Stiftung.
Geehrt wurde die Jubiläums-Sendung mit der Maus, die anläßlich ihres 20. Geburtstages gelaufen war. Darin wurden die Geburtstagsbräuche von verschiedenen ausländischen Kindern zwischen Argentinien, Norwegen und Taiwan vorgestellt. Auch sonst bemüht sich die Redaktion schon seit 1976 darum, den Vorspann jeder Sendung doppelt zu zeigen: einmal in Deutsch und zum anderen in einer Fremdsprache.
In der Kategorie Fernsehspiel ging die Auszeichnung an Hark Bohm für seinen Spielfilm Yasemin. Ralph Giordano als Sprachrohr der TV-Jury, würdigte Hark Bohm, dessen Film vom „ungewöhnlichen Einfühlungsvermögen eines Deutschen“ zeuge.
Den einzigen aktuelleren Bezug hatte eine Sendung im Rahmen der ZDF-Jugendreihe Doppelpunkt, in der die Begegnung einer türkischen Jugendgang mit einer Skinhead- Gruppe in Berlin dokumentiert wurde. Darüber hinaus bedachte die Fernsehjury das ZDF mit einer besonderen Ehrung für seinen „Türkischen Tag“, an dem die Mainzer Sendeanstalt ihr Programm einen Tag lang ganz im Zeichen eines Partnerlandes ausrichtete.
Im Hörfunkbereich wurden nur drei von vier möglichen Preisen vergeben. Immerhin — so Klaus von Bismarck, Ex-WDR-Intendant und Jury-Chef — sei es bemerkenswert gewesen, daß von 33 eingereichten Beiträgen schon vier aus der Produktion lokaler Radiostationen aus Nordrhein-Westfalen gekommen seien, auch wenn sie diesmal noch nicht den Ansprüchen genügt hätten. Von 33 Beiträgen kam allerdings nur ein einziger aus den neuen Bundesländern.
Die Preisträger waren hier Irene Dänzer-Vanotti mit einem Feature Die Sicht des Fremden über das Zusammenleben zwischen Deutschen und Ausländern im Ruhrgebiet, der Kurde Hüseyin Erdem für Türkische Lieder in der Fremde in der Serie Folklore-Fenster des WDR-Schulfunks, und die in Berlin lebende Autorin Barbara Weck mit dem Feature Toucher le Son des SFB über die afrikanische Musikszene in Paris. Jürgen Bischoff
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen