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Hakenkreuz und Blumen

■ Türkischer Getränkemarkt in Huchting überfallen / Solidarität der NachbarInnen

Am Donnerstag brachten die NachbarInnen dem Ladenbesitzer Ibrahim Yurdagel Blumen in seinen Laden. Auf der beiliegenden Karte ist zu lesen: „Wir schämen uns für unsere Mitbürger.“ Yurdagels Getränkemarkt in der Hermannsburg (Huchting) war in der Nacht zuvor überfallen worden: Die Ladentüre ging zu Bruch und am Schaufenster prangt seitdem die Sprühparole „Türken- Schwein“.

Der Überfall fand am Mittwoch etwa gegen 23.30 Uhr statt. Mehrere ZeugInnen sahen noch, wie sich zwei Gestalten aus dem Staube machten. Die Polizei konnte sie bisher nicht ausfindig machen.

Ibrahim Yurdagel kommt aus der Türkei und lebt seit 1971 in Deutschland. Damals begann er, auf der AG-Weser-Werft in Gröpelingen zu arbeiten. Seit fünf Jahren betreibt er in der Hermannsburg einen Getränkemarkt inklusive Imbiß und Trinkhalle. Yurdagel: „Ich fühle mich nicht als Ausländer.“

Etwa 20 NachbarInnen haben die Solidaritätsnote an Yurdagel unterschrieben. Karte und Blumen sind jetzt im Laden zu betrachten. Daneben hängt eine Danksagung des Ladenbesitzers an seine NachbarInnen. Die Solidarität seiner Umgebung im Rücken, will Yurdagel die Schmiererei am Schaufenster vorerst nicht entfernen — als Ausdruck seines persönlichen Protestes.

Der Geschäftsinhaber war übrigens nicht von der Polizei, die nachts am Tatort war, von dem Überfall informiert worden. Eine Nachbarin hatte ihn morgens angerufen. Der Leiter des Huchtinger Polizeireviers erklärt das damit, daß die Ladentüre noch durch ein Gitter gesichert war und deshalb niemand habe eindringen können.

In derselben Nacht war nach Angaben der Polizei in Huchting noch ein weiterer türkischer Laden überfallen worden. Das Geschäft an der Heinrich-Plett- Allee brannte aus. In Huchting gibt es eine große Skinhead-Szene. Die Polizei fährt jetzt verstärkt Streife. och

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