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Rassistische Rechte wird salonfähig

■ Die Wahlen in Louisiana haben nationale Bedeutung

Selbst wenn David Duke heute bei den Wahlen zum Gouverneur von Louisiana gegen seinen demokratischen Kontrahenten verlieren sollte, wird er mit seiner kodierten Politik des Rassenhasses die politische Landschaft der USA verändert haben. Die Zeiten, als Ronald Reagan das gesamte rechte Spektrum der amerikanischen Politik abdeckte, sind damit vorbei. Zwar gab es in den USA schon immer ein lockeres Netzwerk neonazistischer Gruppen, die jedoch immer hart am Rande der Legalität operierten und aufgrund ihrer Zersplitterung und internen Auseinandersetzungen nie eine politische Kraft darzustellen vermochten. Ganz anders das Unternehmen des David Duke.

Seine kleine aber schlagkräftige Wahlkampforganisation von vielleicht einem Dutzend Vertrauter, die aus einer alten Pfarrei im Arbeiterviertel von Metairie am Rande von New Orleans heraus operiert, benutzt die neuesten Methoden der kommerziellen Werbetechnik und des sogenannten „direct mailing“, des direkten Anschreibens von Sympathisanten. Über die Hälfte seiner 14.000 Wahlkampfspender kommen aus anderen Bundesstaaten. Allein deswegen hat das Rennen um das Gouverneursamt von Louisiana eine nationale Dimension angenommen.

Siebenmal hat sich Duke seit 1975 mit seiner verbrämten Botschaft um ein politisches Amt beworben, jedesmal mit einer Verbreiterung seiner öffentlichen Wirkung. 1989 wurde er zum Abgeordneten für Metairie ins Staatsparlament von Louisiana gewählt.

Auch wenn er heute verliert, im Hintergrund steht die Drohung an die Adresse der Republikaner, im nächsten Jahr gegen George Bush um das Präsidentenamt zu kandidieren: als Republikaner in den Vorwahlen und als unabhängiger Kandidat bei der Endwahl im November.

Die Zeit könnte dabei für David Duke nicht günstiger sein. Wohl selten war die Unzufriedenheit vieler Wähler mit der Politik Washingtons und der beiden etablierten Parteien so groß wie heute. Ob bei Bürgermeisterwahlen oder Senatswahlen, extreme Außenseiter linker wie rechter Couleur sind derzeit heiße Tips in allen Wahlkämpfen.

Zwar profitiert David Duke in Louisiana von der besonderen Abneigung der Wählerschaft gegen seinen als korrupt geltenden Kontrahenten Edwin Edwards. Auch war die Politik in den schwülen Sümpfen des Bayou schon immer schillernder und schärfer gewürzt als im Rest der Vereinigten Staaten. Doch würde Dukes verklausulierte Botschaft der rassistischen Vorurteile derzeit auch in anderen Bundesstaaten auf fruchtbaren Boden fallen, den auch der Präsident des Landes mitbereitet hat.

Wenn George Bush den politischen Begriff der „Quotierung“ benutzt, geht es darum, die Errungenschaften der Bürgerrechtsbewegung wieder rückgängig zu machen. Wenn David Duke von „Verbrechen“ redet, meint er schwarze Gewalt gegen Weiße, das Wort „Wohlfahrtsstaat“ steht für alleinstehende schwarze Mütter. Keiner beherrscht die Rhetorik des Ressentiments so wie er. Überraschend ist da nur die plötzliche Erkenntnis des liberalen Establishments, daß so einer wie David Duke „auch hier in Amerika“ Erfolg haben kann. Denn sollte sich die wirtschaftliche Situation der militärischen Weltmacht weiter verschlechtern, dann steht dem politischen Programm des David Duke die Zukunft offen. Er ist nur das Phänomen, daß sich am politischen Horizont zeigt, wenn die middle class plötzlich entdeckt, daß sie ihr als selbstverständlich angesehen Recht auf ein gutes Leben nicht mehr an ihre Kinder weitergeben kann; wenn junge Arbeiterehepaare erkennen, daß sie es trotz ihrer beiden Jobs nicht mehr so gut haben werden wie ihre Eltern mit einer Lohntüte.

Noch scheint es ein weiter Weg von den oft naiv-netten Anhängern David Dukes bis zu den bereits schlagkräftigen Neo-Nazis im neuen Deutschland. Doch wenn die Politik des Hsses in Amerika Ende des 20.Jahrhunderts Fuß fassen sollte, so warnt der Kolumnist Anthony Lewis, dann werde dies „nicht mit anstachelnder Agitation, sondern mit der Vortäuschung der christlichen Erlösung“ geschehen. Kurzum, in der Sprache des David Duke.

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