: Catch: (Fast) alles verboten
■ Mit Kopfstaucher, Manschetten, Drop-Kicks und Beinscheren zum Erfolg
Erst probte der irische Berufscatcher Fit Finley ein wenig außerhalb des Ringes: Packte gleich in der ersten Runde des Doppelkampfes seinen Gegner Chris Benoit, die Katze aus Kanada. Drehte ihn mit festem Griff um die Hüfte und rammte ihm den Kopf mit Wucht auf den Betonboden. Zwar tobten die 2.500 Zuschauer in der Bremer Stadthalle IV, aber der gekonnte Kopfstaucher zählte nicht: Kampfhandlungen außerhalb des Ringes waren beim Eröffnungsabend des Bremer Catch-Turniers am letzten Donnerstag ebenso verboten wie Faustschläge, Kratzen und Beißen des Gegners.
Minuten später war Finley dann im Ring erfolgreich: Nachdem der Kanadier schon durch mehrere stramme Manschetten, einem Drop-Kick (vom dritten Seil aus gesprungen) und eine eisenharte Kopfnuß leicht angeschlagen war, taumelte er nach dem zweiten Kopfstaucher in seine Ecke und mußte sich von seinem Teamkollegen Mile Zrno ablösen lassen. Nach diesem 1:O für Finley/Iizuka brillierte der Jugoslawe Zrno noch mit mehreren am Hals seines Gegners angesetzten Beinscheren, hätte eine Niederlage seines Teams aber wohl kaum verhindern könnnen, wenn das Glück den Tüchtigen nicht etwas nachgeholfen hätte: Wegen unsportlichen Verhaltens wurden Finley und sein Partner Takayuki Iizuka disqualifiziert. Sie hatten auf den am Boden liegenden Benoit grundlos unmd heftig eingedroschen, obwohl der schon zweimal abgeschlagen hatte, und das ist beim Catchen natürlich verboten.
Hartes Brot hatte auch der CWA-Weltmeister im Mittelgewicht, Steve Wright, in seinem ersten Turnierkampf zu kauen: Die 130 Kilogramm seines Gegners Bruiser Mastino waren qieck-lebendig und bleiben dem Briten meist im Hals stecken. Vor allem gegen die gnadenlosen Ausheber des Amerikaners war der Brite machtlos, der sich durch schnelle Wendegriffe immer wieder aus der Umklammerung lösen konnte, selbst aber nie Mastino in die Fesselung bekam. Auch in diesem Kampf sorgte der überwiegend fiese Charakter des Amerikaners für eine Rote Karte, denn Mastino hatte den edlen Engländer außerhalb des Ringes im Boxkampf auch unterhalb des Gürtels massakriert, und das ist beim Catchen natürlich verboten.
Sechsmal ging es am ersten Abend rund im Ring. Klassische Kreuzbrecher und eine breite Palette atemberaubender Würgegriffe nebst gekonnter Kombinationen in Schritt und Tritt fanden regen Anklang beim Publikum, und wer einmal bei den Kämpfen war, der weiß, daß es sich nicht nur wegen der Ringer lohnt. Zu Hause bleiben ist übrigens ebenfalls verboten. mad
Catch ist täglich ab 20.00 Uhr in der Stadthalle IV, sonn- und feiertags ab 19.00 Uhr. Jeweils montags vor Kampfbeginn streiten selbsternannte Nachwuchskämpfer im Ring, sonntags morgens ist offenes Training mit freiem Eintritt und Ring frei für Kinder
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