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Giftschiffe in Magdeburg an der Kette

Sechs polnische Frachter sollten angeblich harmlose Schlammkohle aus Duisburg in die ehemalige DDR zum Verfeuern bringen/ Das Zeug entpuppte sich als hochgiftiger Sondermüll  ■ Von Eberhard Löblich

Magdeburg (taz) — Angeblich sollen sie Emscher-Schlammkohle enthalten, einen durchaus zugelassenen Brennstoff, der in Heizkraftwerken in Genthin und Brandenburg verfeuert werden sollte. Aber nicht überall, wo Schlammkohle draufsteht, ist auch welche drin. Die sechs polnischen Frachter, die Anfang des Monats in Magdeburg und Genthin in Sachsen-Anhalt von der Wasserschutzpolizei an die Kette gelegt wurden, transportierten ganz offensichtlich hochgiftigen Sondermüll. Immer mehr deutet inzwischen darauf hin, daß die Schiffsladungen hochgradig dioxinverseucht sind.

Der TÜV Hannover hat in einem ersten Gutachten eindringlich davor gewarnt, das stinkende Zeug in normalen Heizkraftwerken zu verbrennen. Statt dessen verlangen die Sachverständigen eine Entsorgung in speziellen Sondermüllverbrennungsanlagen mit extrem hohen Temperaturen. Die amtsärztliche Untersuchung der polnischen Matrosen ergab überdies, daß diese durchweg unter Chlorakne leiden, wie sie vom Sevesogift Dioxin verursacht wird.

„Möglich, daß in der Ladung tatsächlich auch Emscher-Schlammkohle drin ist“, räumt Magdeburgs Umweltstaatsanwalt Joachim Thied ein. „Aber wenn, dann nur zu einem verschwindend geringen Anteil.“ Thied vermutet, daß der größte Teil der Fracht aus hochkontaminiertem Klärschlamm besteht. Er ermittelt deshalb jetzt gegen die Duisburger Firma Löhr, die das Zeug in Genthin und Brandenburg verfeuern lassen wollte, wegen illegaler Abfallbeseitigung, schwerer Umweltgefährdung und Körperverletzung. Bei Durchsuchungen der Duisburger Firma ließ die Staatsanwaltschaft umfangreiches Aktenmaterial mitgehen. „Diese Firma“, so bestätigt der Leiter der Ermittlungsgruppe, Dirk Hartung von der Wasserschutzpolizei in Hannover, „ist den Umweltbehörden nicht zum ersten Mal unangenehm aufgefallen.“

Jetzt müssen sich die leitenden Mitarbeiter der Duisburger Firma nicht nur überlegen, was sie demnächst den RichterInnen erzählen, sondern auch, wie sie das hochkontaminierte Zeug ganz legal entsorgen. Denn die Umweltbehörden von Sachsen-Anhalt wollen die sechs polnischen Frachter postwendend zurück nach Duisburg schicken. Für die Rückfahrt sollen die polnischen Matrosen mit Schutzanzügen und Atemschutzgeräten ausgerüstet werden. Bis dahin bleiben die Kähne in Sachsen-Anhalt an der Kette. Und zwar weiträumig abgesperrt.

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