: Orgasmo-Dröhnung
Managua (afp) — Die Nicaraguaner sind mit durchschnittlich 2,8 Koitussen pro Woche die sexuell aktivsten Mittelamerikaner.
Die Zahlen über die Koitus-Freudigkeit seiner Landsleute teilte am Wochenende der Gesundheitsminister des Landes, Ernesto Salmeron, mit. Paradoxerweise ist Nicaragua offiziellen Statistiken zufolge andererseits das Land mit der geringsten Zahl von Aids-Infizierten in Zentralamerika. Seitdem die tödliche Immunschwächekrankheit 1987 erstmals in Nicaragua aufgetaucht war, sind erst 70 Personen daran erkrankt, von denen bisher nur 17 infolgedessen gestorben sind.
Salmeron wies allerdings auf ein anderes Problem hin, das aus dem „hohen Stand von Koitussen“ resultiere: In Nicaragua gebe es eine überhöhte Zahl „ungewollter Schwangerschaften“, was wiederum viele Abtreibungen zur Folge habe. Unprofessionell ausgeführte Schwangerschaftsabbrüche sind die zweithäufigste Todesursache bei nicaraguanischen Frauen. Präservative werden in Krankenhäusern des Landes kostenlos abgegeben. Doch die Nicaraguaner machen von diesem Angebot kaum Gebrauch. In einer vor kurzem beendeten Studie der Polytechnischen Universität Managuas wurde ermittelt, daß nur 29 Prozent der Nicaraguaner Präservative zu benutzen verstehen. Von dieser Minderheit setzen immerhin 78 Prozent die Kondome als Verhütungsmittel ein. Das Hauptargument, das die Befragten gegen den Gebrauch des Gummiüberzugs anführten, lautete, sie hätten dabei ein „unangenehmes“ Gefühl. Minister Salmeron läßt sich von solchen Aussagen nicht entmutigen. Sein Ministerium werde weiter „umsonst alle Arten von Verhütungsmitteln“ an den Mann beziehungsweise die Frau bringen. Krankenhäuser, die dafür ungerechtfertigterweise Geld verlangten, sollten ihm gemeldet werden.
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