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"Das wäre ja Anarchie!"-betr.: "Der Faschismus ist unsere Sache", taz vom 6.11.91

betr.: »Der Faschismus ist unsere Sache«,

taz vom 6.11.91

Mit großem Interesse haben wir den Artikel über den Versuch des Berliner Bündnisses, doch noch zu einer Einigung mit der AL zu kommen, gelesen. Der taz stetes Bemühen, sich am eigenen Schopfe aus dem linken Sumpf zu ziehen, wurde eindrucksvoll verdeutlicht:

Da haben wir auf der einen Seite eine AL-Politikerin, die »leise redet«, »mit ihrer zarten Stimme und unsicher schweifendem Blick« für einen Kompromiß werben soll. Ihr gegenüber befindet sich eine »niederbrüllende« Meute, die sich nicht beruhigen will, unfähig und unwillig zuzuhören, »obgleich viele einigermaßen nüchtern zu sein scheinen«. Und der Herr Redakteur schwebt als Heiliger Geist erhaben über den Niederungen der Politik.

Ganz ohne Zweifel handelt es sich um eine Meisterleistung an fairer, ausgewogener und seriöser Berichterstattung. Die Leser werden vorbildlich über die Hintergründe des geschilderten Konfliktes aufgeklärt. Schließlich gilt es, der Wühltätigkeit irgendwelcher Vereine, Projekte und Gruppen in der Ausländer- und Flüchtlingsarbeit aufs entschiedenste entgegenzutreten. Wo kämen wir hin, wenn sich die Basis von der AL plötzlich nicht mehr vorschreiben ließe, wann sie strammzustehen und wann sie wofür zu marschieren habe? Das wäre ja Anarchie! Nein, nein, das Stimmvieh gehört an die Leine, Glocke um den Hals und darf für die Partei bimmeln gehen (noch nie was von demokratischem Zentralismus gehört?). Amen. Netzwerk Selbsthilfe

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