piwik no script img

Nachwuchs in Eigenregie

■ Dittmar Krüger und Andreas Bauschke in der Bergmannstraße 110

Aufs schärfste zu begrüßen ist eine Initiative wie das Ausstellungsprojekt in der Bergmannstraße 110. Dort befinden sich Räume, die von Künstlern angemietet werden können, um in Eigenregie, mit organisatorischer Unterstützung der Journalistin Elke Melkus, Ausstellungsideen zu verwirklichen. Zwar müssen sie alles selber bezahlen, auch die Miete, aber bei Verkäufen kassieren sie auch die volle Summe der Einnahmen.

Gegenwärtig stellen in diesen Räumen ein Zeichner und ein Konzeptkünstler ihre neuesten Werke zur Schau. Beide, Andreas Bauschke und Dittmar Krüger, sind unerfahren in ihrem jeweiligen Arbeitsbereich. Sie haben ein Studium an der HdK Berlin schon vor zwei beziehungsweise drei Jahren abgeschlossen.

Sowohl Bauschke als auch Krüger versuchen, neue Wege einzuschlagen und experimentieren mit unüblichen Arbeitsmethoden. So entwickeln sie Ideen, deren kreative Ausführung allerdings noch nicht immer voll ausgereift ist, wodurch der Jungkünstler entlarvt wird.

Dittmar Krügers quadratische Objekte, deren Materialien, wie zum Beispiel MDF-Spanplatten oder Aluminiumprofile, aus der industriellen Fertigung kommen, erfahren bewußt keine einwandfreie Verarbeitung, um eine Aura von Unfertigkeit oder Verbrauch zu erzeugen. Er will Objekte schaffen, die an funktionale Gegenstände erinnern, die durch ständigen Gebrauch verschleißen. Durch die exakte Hängung jedoch wirken sie wie herkömmliche Konzeptkunst, die schlecht gearbeitet scheint, wodurch die eigentliche Idee nicht erkenntlich wird.

Lediglich einer der Kästen, der im Flur einem Sicherungskasten gegenüber hängt, kommt seiner Idee entsprechend zur Geltung. Er wirkt auf den ersten Blick wie ein zum Raum gehörender Gegenstand, wie auch der quadratische Sicherungskasten. Und doch ist er funktionslos. Würde Krüger verstärkt diese Sinnestäuschung betreiben, käme er der Umsetzung seiner Gedanken näher.

Ebenfalls durch Experimentieren versucht auch Andreas Bauschke neue Wege für sich zu erschließen. Untypisch zeichnet er auf unebenen Flächen wie Steinen — oder hängt seine Bilder an Nägel, so daß sie frei hängen. Dann bearbeitet er die Flächen mit Kohle oder Kreide, wodurch der rauhe Untergrund Spuren auf dem Papier hinterläßt oder das Papier durch Nachgeben kaum Striche aufnimmt. So entstehen durch gezieltes Attackieren der Papiere engmaschige Netzgebilde, die an Sternennebel erinnern. Die so entstandene Serie ist in dieser Ausstellung die interessanteste, wohingegen einige andere Blätter zu stark den Experimentierwunsch durchscheinen lassen.

Die Bergmannstraße 110 gibt also Auskunft über Künstler, die auf dem Weg sind, ihre Entwicklung abzuschließen. Sie könnte nicht nur Fundort für Galerien werden, sondern auch für Sammler, die eine Künstlerlaufbahn von Anfang an verfolgen wollen. Jens Pepper

Noch bis 8. Dezember, Bergmannstr. 110, donnerstags bis sonntags 15-19 Uhr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen