KOMMENTAR: Lojo sieht alt aus
■ SFB-Lojewski bläst endlich der Ostwind entgegen
Die »roten Socken«, die er rief, die wird er nun nicht wieder los. SFB-Intendant Günther von Lojewski (»Lojo«) sieht sich aus Potsdam mit einem Affront nach dem anderen konfrontiert. Der frisch gegründete Ostdeutsche Rundfunk (ODR) in Brandenburg, mit dem der finanziell angeschlagene SFB gern kooperieren möchte, um nicht vollends zum Schmalspursender zu degenerieren, wird immer selbstbewußter. Obwohl die Programmschemata für ein gemeinsames Drittes Fernsehprogramm schon fertig waren, wollen die Brandenburger nun vorerst einen eigenen Weg gehen. Sie beabsichtigen, den ARD-Kultur-Satellitenkanal »Eins plus« terrestrisch auszustrahlen und ihn mit Programmteilen des DFF anzureichern. Der SFB, der eigentlich aus dem Dritten Programm N3 (mit Bremen und dem NDR) aussteigen wollte, steht jetzt dumm da.
Auch die Verhandlungen über eine Kooperation beim Hörfunk sind abgebrochen. Zwar sollen weiterhin je zwei eigene und zwei gemeinsame Programme ausgestrahlt werden — doch nun streitet man sich darum, wer die stärksten Frequenzen bekommt, und ob die teuren oder die billigen Programme gemeinsam gestaltet werden sollen. Fehlt nur noch, daß der ODR das zu übernehmende reichweitenstarke Programm von RIAS 2 gegen die Berliner in Anschlag bringt. Die Quarantäne, die Lojewski in den vergangenen Monaten über den angeblich noch ideologisch verseuchten Ex- DDR-Rundfunk verhängte, schlägt voll gegen ihn zurück. Denn dessen integre Wendeköpfe sitzen nun — Mühlfenzl-geprüft — in Potsdam, mit dem Westintendanten Rosenbauer im Rücken. Lojewskis ständige Bekundungen, der einzige gute/wahre/schöne Sender im Osten zu sein, sind rein gar nichts wert. Kein Wunder, daß der SFB-Intendant daran denkt, 200 Stellen abzubauen. Oder sein asbestbelastetes Fernsehhochhaus zu verkaufen und ostwärts zu ziehen, um an zusätzliche Aufbauhilfen heranzukommen. Hans-Hermann Kotte
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