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PORTRAIT„Ich mag die Anonymität“

■ Eric Heiden, fünffacher Goldmedaillengewinner im Eisschnellauf, bereut seinen frühen Rücktritt nicht

Die Telefonistin im Hotel du Pont in Wilmington hatte Probleme mit Eric Heidens Namen. „Wie buchstabieren Sie das?“ fragte sie zweimal. Ein Jahrzehnt danach scheinen die Menschen den Mann vergessen zu haben, der fünf Goldmedaillen im Eisschnellauf gewann.

Gerade 33 Jahre alt, akzeptiert Heiden, daß seine Ruhmesjahre im Sport vorüber sind — und er genießt es sogar. Im Juni machte er seinen Abschluß an der medizinischen Fakultät der Stanford Universität und absolviert nun eine fünfjährige Assistenzzeit in der Orthopädie der Universität von California-Davis, nahe Sacramento.

Dieser Wechsel wird seine Beziehung zum Sport auf eine reine Freizeitebene reduzieren. „Zu versuchen, gleichzeitig zu studieren und ein Weltklasseathlet zu sein, ist ganz schön hart, fast unmöglich“, weiß er aus eigener Erfahrung. Nachdem er mit dem Eisschnellaufen aufgehört hatte, machte er seine Vorprüfung in Stanford, während er gleichzeitig als Radprofi begann — gut genug, um mit dem 7-Eleven-Team bei der Tour de France 1986 mitzufahren und 1985 die US- Profimeisterschaft zu gewinnen.

Seit der Tour de France 1986 arbeitete er für das 7-Eleven-Team als medizinischer Assistent. „Es war eine gute Erfahrung, denn ich konnte durch den Teamarzt eine Menge über Sportmedizin lernen.“ Obwohl er unsicher ist, wie seine medizinische Zukunft aussehen wird, ist er sich sicher, „daß ich mit Sportlern arbeiten will“.

Ron Kiefel von 7-Eleven wagt nicht zu beurteilen, ob Heiden ein genauso großer Radfahrer hätte werden können, wenn er sich früh so darauf konzentriert hätte wie auf das Eisschnellaufen. „Das ist schwierig. Ich denke, er hatte das Potential, er hätte weit kommen können, aber er investierte alles, was er hatte, in das Eisschnellaufen, und das war genug.“

In der Tat. bei den Olympischen Spielen 1980 in Lake Placid wurde Heiden Erster über 500, 1.000, 1.500, 5.000 und 10.000 Meter. Er wurde überflutet mit Werbeangeboten, aber er akzeptierte nur wenige und zog es vor, sich um seine Ausbildung zu kümmern, als Sportkommentator zu arbeiten und das Radfahren anzufangen. Vermißt er den Ruhm des olympischen Jahres?

„Nein“, entscheidet er nach einer langen Pause. „Es ist hübsch, von deinen Bewunderern erkannt und angehimmelt zu werden, aber ich mag die Anonymität, die mir erlaubt, die Dinge zu tun, die ich tun will.“

Er zieht auch nicht in Betracht, ein Comeback als Eisschnelläufer zu versuchen, wie er versichert. „Ab und zu sagen die Leute, ich sollte versuchen, noch einmal zu laufen“, erklärt er, „aber je mehr ich zurückschaue, desto glücklicher bin ich, daß ich damals aufgehört habe.

Ich habe angenehme Erinnerungen an diese Zeit. Eine Menge Leute bleiben hängen und tun immer weiter etwas, das sie nicht mehr mögen. Ich hörte mit dem Eischnellauf auf, als ich es noch mochte, und ich bin froh, daß ich es tat.“

Heiden hat sich Gedanken gemacht, warum alternde Sportler versuchen, zu den Siegespodesten ihrer sonnigen Jugend zurückzukehren. „Das Leben eines Sportlers ist sehr nett“, sagt er. „Manchmal denke ich, es müßte Spaß machen, zurückzugehen, Rennen zu bestreiten und sich nur darum kümmern zu müssen, am Morgen aufzuwachen und zu trainieren. Vielleicht wollen die Jungs, die ein Comeback versuchen, ihr Leben vereinfachen und sich nur noch auf die eine Sache konzentrieren.“

Für ihn jedoch ist die Sache gelaufen. „Ich hatte Glück“, sagt Eric Heiden abschließend, „ich würde nichts anders machen.“ Samuel Abt

('International Herald Tribune‘)

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