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TAZ-INTERNWanderpokal

■ Wer darf in der taz die 1.000 künftigen GenossenschafterInnen betreuen?

Unser Redaktionsleiter trägt noch immer Schwarz. Und noch immer ist er überraschend munter, bedenkt man, daß das kollektive Urteil, uns alle zum Ende des Jahres zu entlassen, noch ein paar Tage besteht. Überhaupt gebricht es uns an Farben (glaubt man nur dem 'Spiegel‘ dieser Woche): Unser Geschäftsführer gilt ihm als „farblos“, und ich selbst war am Tag der Kündigung aller taz-Beschäftigten „grau wie mein Kleid“. (Nun hat mein Lieblingsbruder dieses Kleid vor Jahren schon als idealen Staubfänger charakterisiert — aber kann frau für die Beerdigung, die uns das Hamburger Nachrichtenmagazin offenbar sehnlich wünscht, denn angemessener bekleidet sein?)

Damit wir aber aus dem provisorisch geschaufelten Grabe bald wieder auferstehen können, hat die Redaktionsversammlung fast einmütig einen Redaktionsausschuß gewählt (intern auch liebevoll „Wohlfahrtsausschuß“ genannt). Nachdem eine Handvoll KollegInnen signalisiert haben, daß sie ohnehin den Sprung in die Genossenschaft nicht mit uns wagen wollen (der 'Spiegel‘ hat leider nur sie fleißig befragt), ziehen die drei wohltätigen Menschen im Hause herum, führen mit allen Gespräche und werden Anfang nächster Woche die Liste der Redaktion vorlegen, die am 1. Januar neu anfangen soll. Und zwar so, daß sie den Vorgaben (70 Stellen!) des Herrn des Geldes und der Finsternis entspricht: unseres Geschäftsführers Kalle Ruch, Geheimrat und Meister der Zahl.

Die anderen beiden Bereiche der taz, Verlag und Technik, verfahren ähnlich; getreu unserer protestantischen Überzeugung, daß Selbstkritik ohnehin die weitestgehende ist und umstandslos zu Einsicht und Besserung führt.

Auf diesem dunklen, beschwerlichen Wege zum Sanierungserfolg sind uns die künftigen taz-GenossenschafterInnen Trost, Verheißungslicht und Leitstern. Denn wir wollen ja nicht nur sparen, sondern auch investieren, an erster Stelle in einen besseren Vertrieb mit Zustelldienst für alle Abonnenten!

Schon über 1.000 potentielle Kapital-Einleger (Mindesteinlage: DM 1.000) gibt jene Stelle bekannt, an der wir alle derzeit gerne sitzen würden: Wie schön muß es doch sein, den Blick nicht in den trüben November, sondern taztäglich auf den größerwerdenden Stapel von Briefen und Karten zu werfen, die da kommen und uns sagen: Wir brauchen die taz, und deshalb: Nur Mut!

Die taz in die Hand ihrer LeserInnen, das ist kein Absturz-, sondern ein Aufstiegsprojekt!

Am kommenden Samstag wird der Zeitung eine Broschüre über die Genossenschaft beiliegen — von Satzung bis Sicherheit steht alles drin. Und schon jetzt ist gewiß, daß auf jene Stelle, die den Rücklauf bearbeiten darf, die meisten hausinternen Bewerbungen fallen werden. Vielleicht richten wir sie auch als Wanderpokal ein. es

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