: Brückenschlag zwischen Ost und West
■ Mittel- und Ostdeutscher Rundfunk sind der ARD beigetreten/ Gemeinsames Frühstücksfernsehen von ARD und ZDF startet im Juli 1992
Hamburg (dpa) — Der Mitteldeutsche (MDR) und der Ostdeutsche Rundfunk (ODR) sind am Mittwoch der ARD beigetreten. Damit gehören der ARD vom 1.Januar nächsten Jahres an elf Landesrundfunkanstalten an. „Hiermit hat der Prozeß der deutschen Einigung auch den föderalen Rundfunk erreicht“, sagte der ARD-Vorsitzende Friedrich Nowottny nach der ARD-Hauptversammlung in Hamburg, die dem Beitritt am Mittwoch zustimmte.
Die neue ARD, die um die beiden ostdeutschen Anstalten, einen um Mecklenburg erweiterten Norddeutschen Rundfunk und den Sender Freies Berlin vergrößert ist, habe künftig eine wichtige integrierende Funktion. Die Menschen in den neuen Bundesländern könnten nun ihre Sicht der Dinge in das ARD-Programm einbringen, sagte Nowottny.
Zum Fernsehgemeinschaftsprogramm sollen der MDR 1992 etwa fünf Prozent und der ODR etwa zwei Prozent beisteuern. Gleiches gilt auch für das Satellitenprogramm 1plus. Beide Anstalten wollen sich zum Aufbau eines eigenen Dritten Fernsehprogramms und eines eigenen Vorabendprogramms auch am Austausch der Dritten Programme und am Programmpool der ARD beteiligen. In einer Übergangsphase will der ODR nach Angaben von Intendant Hans-Jürgen Rosenbauer ein eigenes Regionalprogramm für Brandenburg produzieren. Bis zum September 1992 wollen der ODR und der SFB sich aber um ein gemeinsames Programm bemühen, das allerdings ein regionales Auseinanderschalten ermöglichen müsse.
MDR-Intendant Udo Reiter betonte, der MDR sei aufgrund seiner geographischen Lage dafür prädestiniert, den Brückenschlag zwischen Ost und West zu versuchen. Der Sender wolle deshalb besonders Kontakte zu Osteuropa aufbauen. Die neuen ARD-Anstalten sollen zunächst mit einer Anschubfinanzierung von 300 Millionen Mark, die aus der Gebührenerhöhung zum 1.Januar 1992 finanziert wird, aufgebaut werden. Bis zum 30.Juni nächsten Jahres muß jedoch nach den Worten Nowottnys ein neuer Finanzausgleich innerhalb der ARD erarbeitet werden. Er müsse überproportionale finanzielle Belastungen einzelner Anstalten wie des WDR vermeiden. Der neue Finanzausgleich soll dann von 1993 an gelten.
Nowottny gab ferner bekannt, daß sich die ARD und das ZDF auf eine Zwischenlösung in Form einer Verwaltungsvereinbarung über die Weiterführung von DS-Kultur geeinigt habe. Sie regelt ab Januar nächsten Jahres die Fortführung des Senders in gemeinsamer rundfunkrechtlicher Verantwortung. Dabei werden sich ARD und ZDF über inhaltliche und strukturelle Änderungen des Programmschemas im einzelnen abstimmen. Für Inhalt und Gestaltung des Programms sind der Intendant des SFB und der ZDF-Intendant gemeinsam verantwortlich.
Bei den notwendigen programmlichen, technischen und rechtlichen Voraussetzungen erklärten sich ARD und ZDF in einer gemeinsamen Erklärung auch bereit, das ARD-Nachtprogrammm und die Rias-Nachrichten zu übernehmen. Die Verwaltungsvereinbarung enthalte keine Vorentscheidungen über einen gemeinsam von ARD und ZDF geführten nationalen Hörfunk, hieß es weiter. Zur Fortführung des Kulturprogramms seien 177 Stellen vorgesehen. Zusätzlich sollen auch das Ost-Berliner Rundfunksinfonieorchester und der Rundfunkchor übernommen werden.
Des weiteren teilte der ARD-Vorsitzende mit, daß das gemeinsame Frühstücksfernsehen von ARD und ZDF am 13.Juli nächsten Jahres, wenige Tage vor dem Start der Olympischen Spiele, beginnen werde. Das Frühstücksfernsehen soll abwechselnd wöchentlich von ARD und ZDF präsentiert werden. Der WDR hat die Federführung.
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