: Blut im Stuhl? Nicht immer Hämorrhoiden!
■ Wie Dickdarmkrebs rechtzeitig erkannt und verhindert werden kann
Blut im Stuhl! Ein Anblick, der bei fast jeder dritten MitteleuropäerIn die gleiche Selbstdiagnose auslöst: Hämorrhoiden. Darauf folgt der peinliche Gang in die Apotheke, das Selbst-Behandeln mit Salben oder Zäpfchen — bis zum nächsten Mal.
Vor einer vorschnellen Selbstdiagnose warnte am vergangenen Mittwoch nachmittag jedoch eindringlich Dr. med. Andreas Oeller. Der Bremer Spezialist für die menschliche Enddarm-Region sprach auf Einladung der Deutschen Krebsgesellschaft vor interessiertem Publikum. Dr. Oellers Botschaft: Weder könne ein Patient mit Salben und Zäpfchen einer vergrößerten Hämorrhoide wirksam beikommen, noch deute blutiger Stuhl überhaut eindeutig auf dieses Krankheitsbild.
Sein Rat: Bei Blut oder Schleim im Stuhl und auch bei Blähungen die HausärztIn aufsuchen und sich gegebenenfalls an einen Spezialisten weiterverweisen lassen. Mit einem „Rektoskop“, einem kurzen starren Rohr, könne die ÄrztIn, ohne daß die PatientIn davon Beschwerden habe, die untersten 15 Zentimeter des Dickdarmes in Augenschein nehmen. Zudem sei es möglich, mit einem „Endoskop“, einem biegsamen, lenkbaren, zeigefingerdicken Schlauch, den gesamten Dickdarm zu begucken, „zu spiegeln“. Falls der Dickdarm für dieses Instrument zu verschlungen sei, könne dieser auch mit einem Kontrastmittel geröngt werden.
Was ÄrztInnen gerade bei PatientInnen ab 45 in den Untersuchungen häufig fänden, seien Schleimhautwucherungen, gutartige Dickdarmpolypen, die zu Krebs entarten könnten. Die gute
hierhin bitte den
schematischen Menschen
mit den Därmen
Hauptsache, ihre Innerei hat keinen Knoten
Nachricht des vortragenden Arztes: „Solche Polypen können ohne Operation entfernt werden.“ Er riet den ZuhörerInnen, die kostenlosen, jährlichen Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen und — bei Beschwerden — auf jedem Fall auf einem Stuhltest zu bestehen, denn nur bei diesem könne auch das nicht sichtbare Blut festgestellt werden.
Dr. Oeller: „Bei Frauen und Männern ab dem 45. Lebensjahr gehört Dickdarmkrebs zu den häufigsten Tumorarten. Er ist ein Krebs, den man im Vorstadium entdecken kann, dann wenn er noch kein Krebs ist.“Aus den Erzählungen Anwesender war jedoch zu schließen, daß nicht-spezialisierte Ärzte die Dickdarm- Symptome oft verkennen.
Um Gewächsen im Dickdarm vorzubeugen, riet Dr. Oeller zu „gesunder, frischer, ausgewogener, schlackenreicher“ Kost. Vergrößerte Hämorrhoiden seien dagegen eine Folge von Bindegewebsschwäche. Das ausgeleierte Bindegewebe könne die Hämorrhoiden nicht mehr zusammenhalten. Hämorrhoiden selbst, so der Arzt, „sind ein normales Organ: ein weiches Schwellpolster, das den After wasserdicht verschließt“. Im dritten, fortgeschrittenen Stadium trete die Hämorrhoide aus dem After aus, im vierten Stadium schließlich könne der Patient „sie nicht mehr reindrücken“.
90 Millionen Mark Umsatz habe die Pharma-Industrie allein 1989 in der alten Bundesrepublik mit Produkten gegen Hämorrhoidal-Leiden gemacht. Für den Arzt Dr. Oeller hinausgeschmissenes Geld: „Zäpfchen und Salben können die Beschwerden nur betäuben. Verschreibungspflichtige Salben wirken nur entzündungshemmend.“ Wirksam helfen könne jedoch ein Arzt, der ambulant und tröpfchenweise ein Medikament in die Hämorrhoide einspritztund sie so zum Schrumpfen bringt. Dr. Oeller: „Das tut nicht weh.“ B.D.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen