piwik no script img

Leben und Sterben in den „Docklands“

■ Der britische Fünfteiler „Auf falscher Welle“ auf N3 um 21.00 Uhr

In der zweiten Hälfte der 80er Jahre herrschte in London Goldgräberstimmung. Das alte Hafengelände, die brachliegenden „Docklands“, war im Zuge der Politik der Thatcher-Regierung zur privatwirtschaftlichen Nutzung freigegeben worden. Dort entstanden gigantische Bürokomplexe, Veranstaltungshallen, Einkaufszentren; historische Bausubstanz fiel der Abrißbirne zum Opfer oder wurde saniert und in teuren Wohnraum für die in Scharen herbeiströmenden Yuppies umgewandelt, Sanierungsmaßnahmen, die von den alteingesessenen Bewohnern als Ausverkauf verstanden wurden. Nicht unähnlich ist derzeit die Situation in der zukünftigen Hauptstadt Berlin, aber könnte man sich hierzulande einen vom Sender Freies Berlin produzierten Fernsehmehrteiler vorstellen, in dem, beispielsweise, die Vorgänge um den Ausverkauf des Potsdamer Platzes in Form einer Krimihandlung thematisiert werden? In dem vielleicht die junge Reporterin eines privaten Rundfunksenders auf ein Netz aus Korruption, Drogenhandel und Verbrechen bis hin zum Mord stößt? Wohl kaum, denn geharnischte Proteste der Beteiligten wären den Autoren sicher. Anders in Großbritannien. Dort produzierte die ehrwürdige BBC 1988 den fünfteiligen TV-Film Thin Air, dessen Autorenteam Sarah Dunant und Peter Busby vor dem Hintergrund der Entwicklung in den „Docklands“ eine überaus unterhaltsame und spannende Geschichte erzählten.

Rachel Hamilton ist eine junge, ehrgeizige Rundfunkjournalistin in Diensten des privaten Londoner Senders „Urban Air“, der flott und engagiert über das Leben in der britischen Kapitale berichtet. Eine Feier zum zehnjährigen Bestehen des Senders steht ins Haus, wird aber überschattet von Sabotageaktionen, mit denen die Werbeeinblendungen manipuliert wurden. Derartige Vorfälle verärgern die Kunden und gefährden die Verlängerung der Sendelizenz. Während im Funkhaus die Sicherheitsmaßnahmen überprüft werden, bereitet Rachel einen Beitrag zur Erschließung des Hafengeländes vor; im Verlauf einer Pressekonferenz zu diesem Thema wird sie von der Chefsprecherin des Senders, Samantha Graham, mit einigen wichtigen Persönlichkeiten bekannt gemacht. Ferner lernt sie Mark Gentian kennen, den Wortführer einer Bürgerinitiative, der mit seinen Freunden die Baupläne bekämpft. Im Zuge ihrer Recherchen entdeckt Rachel, daß Richard Hellier, ein Sonnyboy, Hätschelkind der Londoner Gesellschaft und unter anderem Chef von „Urban Air“, offensichtlich mit einigen dubiosen Transaktionen zu tun hat. Sein Partner Leonard Draeger ist eine undurchsichtige Gestalt, die Kontakte zum organisierten Verbrechen unterhält. Rachel versucht mit Mark Gentiens Hilfe, Licht in dieses Dickicht geschäftlicher und privater Verflechtungen zu bringen. Da wird während der Jubiläumsparty von „Urban Air“ der Star des Senders, Samantha Graham, ermordet aufgefunden. Ihr Tod steht möglicherweise im Zusammenhang mit einem brisanten Beitrag, an dem sie gearbeitet hatte — ihre Bänder mit Originaltönen, darunter ein Interview mit Richard Hellier, sind verschwunden. Sara Dunant, die Co-Autorin des Fünfteilers, ist in England bekannt als Gastgeberin der Talkshow The Late Show. Unter der Regie von Antonia Bird spielen die 19jährige Kate Hardie, die hierzulande schon in Mona Lisa und Cry Freedom zu sehen war, ferner Nicky Henson und Kevin McNally sowie, in der Rolle der Star-Reporterin Samantha Graham, die auch als Sängerin bekannte Sarah Jane Morris. Harald Keller

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen