: Restanten-Vergabe oder was?
■ Betr.: Öffentliche Verleihung des Förderpreises für Dokumentarfilm (vgl. S. 31)
Wo war ich denn hier gelandet? Bei der Vergabe von Restanten am Ende eines Haushaltsjahres oder...? Roland Mayer (Filmbüro Bremen) sprach zumindest von einer Restsumme hier und einer Restsumme da. Bei allem Verständnis für die berechtigte Kritik an der geringen Ausstattung des Filmbüros und der knappen Mittel für den Kulturbereich, fand ich es gegenüber den Preisträgerinnen (Inge Buck, Barbara Debus und Konstanze Radziwill) doch ziemlich diskriminierend, ihnen öffentlich nur Reste zu verleihen und dann noch nicht einmal genau zu wissen, worum es bei ihrem eingereichten Manuskript (“Mord oder so ähnliches“) eigentlich geht.
Natürlich nutzte Mayer die Veranstaltung, um auf die schwierige Lage der Filmförderung, speziell des Dokumentarfilms aufmerksam zu machen und sich für diese ersten Anfänge in Sachen Förderpreis zu loben. Gleichzeitig hätte Kulturabteilungsleiter Opper zumindest die Namen aller drei Preisträgerinnen ohne Stottern vom Zettel ablesen können, besonders wenn er eh zu spät kommt und den verhinderten Senator vertreten soll. Hätte Monika von Behr (Filmbüro) nicht die kurze Begründung der Jury verlesen und hätten die „drei“ Preisträgerinnen nicht spontan auf Nachfrage das Zustandekommen ihres Manuskripts geschildert, wäre mir nicht klar geworden, warum gerade diese drei Frauen den Preis erhalten haben. Doch vielleicht sollte Verständnis für Redeschwierigkeiten der Herren erweckt werden, wo doch zumindest zwei von ihnen gleich zu Beginn auf ihre angeschlagene Kondition verwiesen, die auf übermäßiges Feiern am Abend zurückzuführen war. Einer der angekündigten Gäste (Dieter Kosslik, efdo. Film Fonds Hamburg) hatte es aus den angeführten Gründen vorgezogen, gar nicht zu erscheinen und mittels eines netten Telegramms verständlich gemacht, daß er seine Glieder immer noch nicht bewegen könne. War das alles nur Zufall? Oder lag es vielleicht daran, daß es nur drei Frauen waren, die noch dazu zu einem Frauenthema (“Warum starb Nirmala Ataie?“) einen Preis erhalten sollten?
Spontaner Eindruck eines weiblichen Teils der Öffentlichkeit.
Maria Spieker, Bremen
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