: Tattoo you
Berlin (ap/taz) — Hohe Kunst auf nackter Haut präsentiert vom 15. bis 17.Dezember eine Ausstellung in Berlin — die „Erste Deutsche Tattoo Convention“.
Tattoo ist das englische Wort für Tätowierung, und international wird auch die Herkunft der 25 Tätowierer sein, die auf der Schau ihre Körperkunstwerke vorführen. Denn Kunst sei es allemal, was heutzutage mehrfarbig und „dreidimensional“ auf die Haut gemalt werde, erklärt Frank Weber, Initiator der deutschen Ausstellungspremiere in Berlin.
Schon die Kelten hätten die Kunst beherrscht und sich nicht nur ihre Stammesabzeichen, sondern auch ihre Lebensgeschichten auf die Haut stechen lassen, sagt Weber und verweist als Beispiel auf „Ötzi, den viertausend Jahre alten Gletschermann“. Unangefochtene Profis auf dieser speziellen Kunstszene seien derzeit die Amerikaner. Ihnen sei es zu verdanken, daß Tätowierungen mittlerweile auch in Deutschland aus dem gesellschaftlichen Abseits von Knastbrüdern, Seeleuten und Rockern herausgekommen sei. Die Prozedur mit spitzen Nadeln und bunter Farbe werde heute auch nicht mehr in finsteren Hafenkneipen vorgenommen, sondern unter sterilen Bedingungen in regelrechten Studios.
Vier solcher Studios betreibt Weber in Berlin, und mittlerweile seien sechs von zehn Kunden Frauen: „Von der züchtigen Rose auf dem Schulterblatt bis zum Ganzkörperdrachen, der oben rausguckt,“ ließen sich nicht nur Punkerinnen oder weibliche Motorradfreaks, sondern auch Hausfrauen, Sekretärinnen und Bankangestellte bleibende Kunstwerke auf den Körper malen.
Tätowierer seien nicht nur Künstler, sondern auch ein wenig Psychologen: „Wer zum ersten Mal kommt, wird nicht nur beraten, sondern auch wieder weggeschickt, wenn der Tätowierer merkt, daß es sich nur um eine flüchtige Laune handelt.“ Nicht nur, weil es ein teurer Spaß ist — zwischen 120 und 250 Mark kostet ein Bildchen von etwa fünf mal fünf Zentimetern —, sondern vor allem, weil sich selbst mit moderner Lasertechnik Tätowierungen nicht narbenlos beseitigen lassen.
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