Riva bleibt Stahl-Sieger in Brandenburg

■ Treuhand-Verwaltungsrat stimmt Verkauf der Stahlschmieden Hennigsdorf und Brandenburg an den italienischen Konzern zu/ Riva überzeugte mit besserem Konzept/ Ilva an Eisenhüttenstadt interessiert

Köln (dpa/taz) — Der Verkaufsmarathon um die ostdeutschen Stahlwerke Hennigsdorf und Brandenburg ist zu Ende: Einstimmig billigte der Verwaltungsrat der Treuhand am Samstag den Vorschlag des Treuhand-Vorstands, die beiden Elektrostahlschmieden an die italienische Firmengruppe Riva zu verkaufen. Der Treuhand-Entscheidung müssen nun noch Bundesregierung und EG- Kommission zustimmen.

Nach einem vorgelegten Konzept verpflichtet sich Riva, in den nächsten drei Jahren insgesamt 200 Millionen Mark zu investieren. Die Italiener garantierten außerdem, vorerst rund 2.400 der derzeit über 10.000 Beschäftigten zu übernehmen. Das veraltete Siemens-Martin- Werk in Brandenburg wird als Auslaufbetrieb bis 1994 weitergeführt.

Der Kaufpreis, der nicht bekanntgegeben wurde, soll bei 102 Millionen Mark liegen; für Stahlvorräte sind weitere 50 Millionen Mark fällig. Für die Stahlarbeiter, die nicht von Riva übernommen werden, sollen Auffanggesellschaften für Beschäftigungs- und Umschulungsmaßnahmen sowie Vorbereitungsarbeiten für Betriebsneuansiedlungen gegründet werden. Riva hatte sich unter mehreren Bewerbern, darunter ein Thyssen-Konsortium, durchgesetzt. Daß die Italiener auf Fragen nach Dauerarbeitsplätzen, Investitionsplänen oder Produktionszahlen die besten Antworten parat hatten, mußte letztendlich auch die Konkurrenz anerkennen. Riva will in den beiden Stahlwerken jährlich 2,4 Millionen Tonnen Walzdraht herstellen. In Brandenburg sind eine Baustahlmattenfertigung, eine Zieherei und eine Schrottaufarbeitungsanlage geplant; in Hennigsdorf soll eine Betonstahlbiegerei errichtet werden. An einer Minderheitsbeteiligung soll weiterhin die japanische Kyoei- Gruppe interessiert sein.

Lösungen etwa für Eisenhüttenstadt, Riesa oder Freital werden „wesentlich schwerer“ zu erzielen sein, erklärte Vorstandsmitglied Hans Krämer. Inzwischen hat der italienische Stahlkonzern Ilva Interesse an der EKO Stahl AG in Eisenhüttenstadt bei der Treuhand angemeldet. Mit einer Warmbreitbandstraße will Ilva die EKO zu einem geschlossenen Hüttenwerk ausbauen. Damit dürfte der Stahlriese die Nase vor den deutschen Mitkonkurrenten Krupp, Thyssen und Salzgitter- Peine haben. Aufsichtsrat und Belegschaftsvertretung favorisieren allerdings das Krupp-Modell, das ebenfalls eine Warmbreitbandstraße bauen will, deren Kosten aber zu zwei Dritteln aus öffentlichen Töpfen bestritten werden sollen. es