: Kirchenfürst „in Sorge“
Katholische Einrichtungen wollen nicht mehr indirekt amostdeutschen Busen-Blatt 'Super-Illu‘ beteiligt sein ■ Aus Nürnberg Bernd Siegler
„Die Kirche streicht satte Profite aus dem Geschäft mit Sex ein.“ Der Vorwurf der Zeitung 'Fränkischer Tag‘, die in Bamberg erscheint, traf die Führungsspitze des Erzbistums Bamberg ins Mark. Stein des Anstoßes beim katholischen Klerus ist die ostdeutsche Wochenzeitschrift 'Super-Illu‘, die mit einer Mischung aus reißerischem Sex and Crime den dortigen Markt erobert hat.
'Super-Illu‘ wird vom MVB- Magazin-Verlag Berlin herausgegeben, an dem die Nürnberger Sebaldus-Druck und Verlag GmbH beteiligt ist. Diese war einst ein Flaggschiff der kirchlichen Publizistik. Zwanzig Prozent des Stammkapitals halten katholische Einrichtungen und kirchliche Privatpersonen, für die Erzdiözese Bamberg das geeignete Mittel, um auf den Sebaldus-Verlag Druck auszuüben. „An einer Lösung der Problematik muß zielstrebig gearbeitet werden“, der Bamberger Generalvikar Prälat Alois Albrecht drängt auf schnelle Konsequenzen.
Am MVB-Verlag sind der Medienkonzern Burda und der Gong- Verlag, eine hundertprozentige Tochter des Sebaldus-Verlags, beteiligt. Bei Gründung des MVB- Verlags vereinbarten Burda und Gong eine Aufgabenteilung: Burda sollte die alleinige Verantwortung für die Zeitschrift 'Super-Illu‘ übernehmen, Gong für die wöchentlich erscheinende Programmzeitschrift 'Super-TV‘. Mit Nachdruck fordert die Erzdiözese Bamberg jetzt Verhandlungen zwischen Burda und Gong, mit dem Ziel, den MVB-Verlag besitzmäßig aufzuteilen. Schon seit Ende Oktober führt der Bamberger Klerus Gespräche mit dem Sebaldus-Verlag, um diesen zur Trennung von der indirekten Beteiligung am MVB- Verlag zu bewegen. Um diese Forderung zu untermauern, wirft Generalvikar Albrecht in die Waagschale, daß das Erzbistum Bamberg schließlich gesellschaftsrechtlich mit 330.000 D-Mark und damit mit 10,6 Prozent am Stammkapital des Sebaldus-Verlags beteiligt ist. Die Erzbischöfliche Ernestinische Seminarstiftung Bamberg hält weitere 100.000 D-Mark.
Schon seit den letzten Jahren beobachtet Prälat Albrecht die Verlagspolitik des Sebaldus-Verlags „mit Sorge“. Er trauert den Zeiten nach, in denen der 1912 gebildete Verlag entsprechend den Intentionen seines Gründers, dem Nürnberger Prälaten Balthasar Moeckel, sich ausschließlich dem kirchlichen Pressewesen verschrieben hatte. Inzwischen habe sich der Verlag jedoch „immer mehr von der ursprünglichen kirchlichen Sinngebung“ abgewandt. Mit der indirekten Beteiligung an der 'Super-Illu‘ war die Geduld der Kirchenfürsten erschöpft. Das Erzbistum Bamberg reagierte mit „Betroffenheit“.
Prälat Albrecht kündigte an, daß die jüngste Entwicklung „kirchlicherseits zu einer konsequenten Entscheidung führen“ werde, mahnte aber gleichzeitig zur Besonnenheit. Schließlich ginge es um rund 4.000 Beschäftigte und in der ehemaligen DDR um „850 neu geschaffene Arbeitsplätze“. Unabhängig davon bleibe jedoch eine Trennung des Sebaldus-Verlags von dem MVB-Verlag „eindeutige Forderung der Erzdiözese“.
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