: Kalaschnikows für Kroatien
■ Regensburger Schmuggler aufgeflogen/ Auch Ware aus Chile kam nicht durch
München/Santiago (afp/ips) — In Bayern ist ein großangelegter Waffenschmuggel nach Kroatien geplatzt. Wegen geplanter illegaler Waffenlieferungen ermittelt das bayerische Landeskriminalamt gegen zwei Kaufleute aus Regensburg, zwei Araber und einen Kroaten, teilte die Behörde am Donnerstag in München mit. Sie sollen versucht haben, Flugabwehrraketen, 3.000 Kalaschnikow-Sturmgewehre sowie eineinhalb Millionen Schuß Munition in das Kriegsgebiet zu liefern. Alle fünf Beschuldigten wurden bereits Ende November festgenommen und befinden sich seither in Untersuchungshaft. Ihnen wird ein Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz zur Last gelegt.
Die beiden 31 und 41 Jahre alten Oberpfälzer sollen sich zunächst über geschäftliche Kontakte in der CSFR um Flugabwehrraketen bemüht haben, die dann ein 34jähriger Kroate ins Kriegsgebiet bringen sollte. Die Transaktion scheiterte jedoch laut LKA daran, daß die Regensburger die finanziellen Bedingungen ihrer tschechoslowakischen Verhandlungspartner nicht erfüllen konnten. Später habe ein in Zagreb ansässiger 29jähriger Palästinenser Verbindung mit den Kaufleuten aufgenommen. Als Kontaktmann habe ein 38jähriger Sudanese aus Pinneberg bei Hamburg fungiert. Die Waffen dürften verpackt und lieferbereit in Warschau lagern, vermutet die Polizei. Zur Lieferung ist es nach den Feststellungen der Ermittler auch in diesem Fall nicht gekommen, weil die bayerischen Kaufleute den Handel nicht hatten vorfinanzieren können.
Auch Waffen aus Chile erreichten das kroatische Kriegsgebiet nicht. Die Lieferung, die am vergangenen Samstag in Ungarn abgefangen wurde, dürfte aus chilenischen Armeebeständen stammen. Die als medizinisches Gut deklarierte Waffenlieferung, darunter tragbare Boden- Luft-Raketen, wurde von der ungarischen Polizei beschlagnahmt, als sie — vermutlich für den Weitertransport nach Kroatien — in Lastwagen umgeladen wurde. Die kroatischen Behörden geben sich offiziell uninformiert. Kroatische Politiker ließen aber durchblicken, Kroatien müsse nach Mitteln und Wegen suchen, die von der Bundesregierung verhängte Blockade zu umgehen.
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