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„Vielzahl tschekistischer Maßnahmen“

■ Die taz dokumentiert Auszüge aus der Stasi-Kaderakte des OiBE Alexander Schalck

8.9.1966: Schalcks Führungsoffizier Heinz Volpert begründet seinen Antrag auf Einstellung Schalcks als OiBE:

„Mit dem Einsatz des Kandidaten [...] beim MAI gestalteten sich die Verbindungen und Kontakte des MfS zu ihm aktiver und fester. [...] Eine besonders enge Zusammenarbeit besteht zwischen ihm und der HVA des MfS. So war seine Hilfe und Unterstützung bei der Suche und Auswahl zuverlässiger Kader für das kapitalistische Ausland von unschätzbarem Wert.“

19. und 26.9.1966: Die Hauptabteilung Kader und Schulung nimmt Stellung zum OiBE-Antrag Volperts:

„Kaderpolitische Bedenken bestehen nicht. Durch seinen langjährigen Kontakt [!! d.Red.] zu den Organen des MfS und seine aktive Mitarbeit für die Interessen desselben konnte seine Zuverlässigkeit und Korrektheit festgestellt werden. [...] Die genannte Schlüsselposition im MAI [...] mit einem Offizier im besonderen Einsatz zu besetzen, erschließt [...] dem MfS, in Verbindung mit dem Weisungsrecht [!! d.Red.] eine breitere Basis zur effektiven Durchführung und Lösung politisch-operativer Maßnahmen.“

6.8.1968: Volpert begründet die Verleihung der Verdienstmedaille in Gold der NVA an Schalck:

„Neben diesem bedeutsamen ökonomischen Nutzen für die DDR [außerplanmäßige Erwirtschaftung von Devisen, d.Red.] werden über den Bereich [KoKo, d.Red.] hinaus eine Vielzahl von tschekistischen Maßnahmen eingeleitet und durchgeführt.“

3.8.1976: Alexander Schalck und Sigrid Gutmann melden Stasi-Boß Mielke Heiratsabsicht:

„Diesen bedeutsamen Schritt haben wir uns reiflich überlegt und sind überzeugt, daß wir unser gemeinsames Leben erfolgreich meistern werden. Dabei wird uns wie bisher unsere gemeinsame Arbeit eine solide Grundlage sein. Ihre persönlichen Ratschläge und praktische Hilfe bei der Klärung unserer persönlichen Probleme haben uns sehr geholfen. Vielen Dank. Seien sie gewiß, werter Genosse Minister, daß wir wie bisher alles in unseren Kräften stehende leisten werden, um die uns als Genossen und Tschekisten gestellten Aufgaben in Ehren zu erfüllen.“

7.9.1983: Mielke in einer „Festlegung“:

„Der Offizier im besonderen Einsatz, Genosse Oberst Schalck-Golodkowski, Alexander, wäre aufgrund seiner außerordentlichen Verdienste und Leistungen zum 34. Jahrestag der Gründung der DDR zur Ernennung zum Generalmajor eingereicht worden. Unter Berücksichtigung der besonderen Tätigkeit ist die Ernennung [...] gegenwärtig nicht möglich.“

8.2.1984 (letzter Eintrag): Armeegeneral Mielke übermittelt dem „lieben Genossen Schalck-Golodkowski“ zum 34. Jahrestag der Bildung des MfS „herzliche tschekistische Kampfesgrüße“.

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