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Ehrgeizige Pläne für Hemelingen

■ GEWOBA schlägt neue Tunneltrasse vor / Brüggeweg-Problem ungelöst

Seit Jahren werden in Hemelingen Tunnel- und sonstige Straßentrassen ergebnislos hin-und hergeschoben. Jetzt hat die GEWOBA das Verkehrsproblem „nebenbei erledigt“, wie der Geschäftsführer des Unternehmens, Eberhard Kulenkampff, nicht ganz ohne Stolz sagt.

Die GEWOBA ist nämlich beauftragt, ein Sanierungskonzept für Hemelingen zu entwickeln,und das heißt: zuerst einmal das Verkehrsproblem lösen, da eine Umgestaltung des Stadtteils ansonsten nicht möglich ist. Die Ergebnisse der bisher sechsmonatigen Planung präsentierten Kulenkampff und das von ihm beauftragte Planungsbüro am Montag abend einer Einwohnerversammlung. Und bis auf wenige Stimmen reagierten die AnwohnerInnen zunächst einmal recht angetan auf die bunten Pläne für eine bessere Zukunft des Stadtteils.

Wohin also mit dem Werksverkehr von Daimler und Krupp Atlas Elektronik, der den AnwohnerInnen das Leben zur Hölle macht? „Unter der Erde an den Autobahnzubringer heran“, so der auf den ersten Blick nicht gerade originelle Lösungsvorschlag. Doch der Trassenverlauf ist jetzt ein ganz anderer. Der Tunnel soll auf halber Höhe der Sebaldsbrücker Heerstraße in die Erde gebohrt werden. An dieser Stelle steht zur Zeit noch das Sebalds-Center, eine als Einkaufszentrum geplante Investitionsruine. Die Tunnelröhren sollen durch den Boden getrieben werden und dann beim Autobahnzubringer in Höhe Grenzpappel wieder aus dem Boden kommen.

Gegenüber den alten Plänen gäbe es Vorzüge: Wegen des Bauverfahrens im sogenannten „Schildvortrieb“ könnten über dem Tunnel die Häuser stehen bleiben. Die Strecke wäre mit rund 600 Metern kürzer als bei früheren Trassen. Der Preis läge mit 200 Millionen Mark, so Kulenkampffs Schätzung, mehr als die Hälfte unter den damaligen Schätzungen. Und die Bauzeit wäre mit 18 Monaten (Kulenkampff) relativ kurz.

Die AnwohnerInnen der Verkehrshölle Brüggeweg bleiben allerdings skeptisch. (s. nebenstehendes Interview). Die Ampelpolitiker, denen Kulenkampff seine Pläne schon während der Koalitionsverhandlungen präsentierte, sehen dagegen einen Ausweg aus der verfahrenen Situation. „Wenn man davon ausgeht, daß man die Wirtschaftsverkehre wegbringen muß, ist das eine der intelligenteren Lösungen“, meinte der Grüne Dieter Mützelburg. „Wenn das ingenieursmäßig geht“, findet auch der neue FDP-Fraktionsvorsitzende Heinrich Welke den Vorschlag gut. Welke hofft darauf, daß der Bund die Kosten für den Tunnel zu „100 Prozent“ übernimmt. Dies sei denkbar, weil ein „unmittelbarer Autobahnanschluß“ entstehe. „Eine neue Chance für den Stadtteil“ meint die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Tine Wischer. Der Tunnel sei Voraussetzung einer städtebaulichen Vision für Hemelingen. Was in der Überganszeit bis zum Bau eines Tunnels für die AnwohnerInnen passieren könnte, das weiß auch Wischer nicht: „Dazu fällt mir nichts Gescheites ein.“

Wenn es nach dem Fahrplan der Ampel geht, dann soll bis Mitte 1992 eine Entscheidung fallen. Bevor der erste Baggerarm greifen kann, muß dann erst noch ein zeitaufwendiges Planfeststellungsverfahren durchgeführt und mit Bonn über die Finanzen verhandelt werden. hbk

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