: Schwule Katholiken
Washington (afp) — Viele homosexuelle Katholiken in USA haben sich entschlossen, ihren Glauben in der Öffentlichkeit zu praktizieren und sich dabei zu ihrer Sexualität zu bekennen. Zwar haben sie noch keinen eigenen Gebetsort, aber immerhin eine Sonntagsmesse und einen Pfarrer.
Jeden Sonntag abend ist die Episkopal-Kirche St. Margaret in Washington berstend voll. Die Gläubigen, nicht nur protestantische, sondern auch katholische Homosexuelle, kommen dank der Gastfreundschaft des Pfarrers dort zur Messe zusammen. Hier haben sie die Möglichkeit, Glauben und Veranlagung in Einklang zu bringen.
Die Organisation „Dignity“, die vor zwanzig Jahren an der Ostküste Amerikas gegründet wurde, hat heute über 3.500 aktive Mitglieder. Trotz der Gegnerschaft der katholischen Obrigkeit konnte die Schwulenorganisation einige Pfarrer für ihre Sache gewinnen. „Wenn Jesus von Nazareth heute mit uns ist, ist er sicher in dieser Kirche, um uns seine Liebe und Unterstützung zu zeigen“, glaubt der Pfarrer von St. Margaret, der die Messe hält, aber seinen Namen nicht nennen möchte. Die amerikanischen Katholiken sind sehr viel weniger flexibel als die protestantische Gemeinde.
Nicht nur in Washington wurde „Dignity“ aufgefordert, die katholischen Kirchen zu verlassen. Ihre Pfarrer müssen mit disziplinarischen Strafen rechnen. Einige Kirchenvertreter tolerieren zwar die Homosexualität, sprechen den Schwulen aber das Recht auf eigene Sexualität ab. Die Organisation „Courage“, die vom Erzbistum Washington unterstützt wird, befürwortet die Keuschheit für Homosexuelle. „Obwohl wir unsere ganze Energie darauf verwenden, die Kirche zu verändern, ist es immer wieder so, als ob wir gegen Mauern laufen. Es geht nur sehr langsam voran, aber die Schwulenbewegung ist auch erst zwanzig Jahre alt“, sagt Bernie Delia, einer der Verantwortlichen der Organisation „Dignity“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen