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Zwei Welten in einer Stadt

■ Die persönliche Lage wird von den Menschen in Ost- und West-Berlin sehr unterschiedlich bewertet

Berlin. Zwischen Berlinern im Ost- und Westteil herrscht in der Beurteilung über die allgemeine wirtschaftliche Lage weitgehend Übereinstimmung: 69 Prozent der West- und 63 Prozent der Ostberliner bezeichnen nach einer Untersuchung des Bielefelder Emnid-Instituts die Situation als »gut«. Nach den persönlichen Lebensumständen befragt, urteilen Ostberliner aber deutlich pessimistischer: 61 Prozent der Westberliner halten sie für gut, im Ostteil sind es nur 49 Prozent.

Die ersten vorliegenden Daten der im Auftrag des Senats angefertigten Umfrage stellte der Senat jetzt vor. Noch lägen nicht alle Daten vor, und die Auswertung laufe noch. Die Untersuchung zeige aber schon jetzt, daß auf allen Ebenen in der Stadt der Kommunikationsprozeß zwischen Ost- und Westberlinern verbessert werden müsse. Senatssprecher Flämig sagte, es mache ihn nachdenklich, daß sich gerade im Osten Freude und Sorge bei der Überwindung der Teilung weitgehend die Waage halten würde, obwohl etwa ein Drittel der Befragten im Ostteil eine bessere Lebensqualität seit Grenzöffnung feststelle.

Ängste und Befürchtungen müßten »durch politische Taten zerstreut« werden, sagte Flämig. Er unterstrich, daß die Westberliner (45 Prozent) die Zukunft optimistischer sähen, dort hätten rund 30 Prozent Befürchtungen. Im Ostteil seien dagegen nur 40 Prozent zuversichtlich, 38 Prozent nicht. Für die Senatspolitik heiße das, daß auch 1992 die Stärkung der Wirtschaftskraft der Stadt wichtigste Aufgabe sei. Für die Studie wurden im vergangenen Dezember je 1.000 Ost- und Westberliner vor allem zu Problemen des Zusammenwachsens der Stadt befragt.

Die Frage nach Veränderung der Lebensqualität in der Stadt seit Öffnung der Grenzen beantworten 47 Prozent der West- und 67 Prozent der Ostberliner mit »eher verbessert«, 51 beziehungsweise 32 Prozent mit »eher verschlechtert«. Auch die Ansichten über die Vereinigung Berlins variieren: bei 58 Prozent der im Westen Befragten überwiegt die Freude über die Überwindung der Teilung, im Ostteil sind 51 Prozent der gleichen Meinung. Eher die damit verbundenen Sorgen sehen 42 Prozent der Westberliner und 48 Prozent der Bürger im Osten.

Nahezu übereinstimmend nennen die Berliner die wichtigsten politischen Aufgaben in der Stadt. Den ersten Platz nimmt die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen ein (71 Prozent der West- und 80 Prozent der Ostberliner). Verbesserung der Wohnungssituation, Bekämpfung von Kriminalität sowie Verhinderung von gewalttätigen Ausschreitungen werden als weitere Punkte angeführt. dpa

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