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Lebensmittelhandel schnallt Gürtel enger

■ Ostprodukte holen auf/ Zwei Drittel aller Westhändler bieten inzwischen ostdeutsche Erzeugnisse an/ Umwelt- und Verpackungsprobleme bemängelt/ Im Osten bereiten Transportwege Sorgen

Berlin/Düsseldorf (dpa/taz) — Trotz dem Supergeschäft im vergangenen Jahr zeigen die deutschen Lebensmittelhändler sorgenvolle Gesichter: Das neue Jahr wird kaum so gut werden wie das alte. Die Branche, so hat die Neuwieder Fachzeitschrift 'Lebensmittel Praxis‘ jüngst ermittelt, müsse 1992 mit einem deutlich schwächeren Wachstum rechnen. Die Händler im Osten dürfen dabei etwas optimistischer als ihre Kollegen im Westen sein, ermittelte die gestern verbreitete Umfrage bei 850 Handelsmanagern. Übereinstimmend erwarten die Lebensmittelhändler allerdings, daß Produkte aus den neuen Bundesländern einen Teil der ihr nach der deutsch-deutschen Wirtschafts- und Währungsunion verlorengegangenen Marktanteile zurückgewinnen werden.

Im Westen rechnen nur 48 Prozent der Befragten mit einem weiteren Jubeljahr; 1991 hatten noch über 75 Prozent ein Konjunkturhoch für die Branche erwartet. Im Osten hören dagegen 63 Prozent auch in diesem Jahr die Kassen süßer klingen. Gewandelt hat sich die Stimmung bei großen und kleinen Geschäften: Bei Läden bis zu 400 Quadratmetern Verkaufsfläche ist sie besser als bei SB-Märkten mit über 5.000 Quadratmetern, ergab die Umfrage. Auch die Ernährungsindustrie hat bereits für das neue Jahr mit einer nur geringen Wachstumsrate gerechnet.

Anhalten dürfte das „Comeback der Ostprodukte“, das bereits im vergangenen Jahr begann. Inzwischen bieten der Umfrage zufolge rund 70 Prozent der Händler im Westen auch Ostprodukte an. Vor einem Jahr waren es erst 44 Prozent. Sie machen damit knapp drei Prozent ihres Umsatzes, dreimal soviel wie vor einem Jahr. Im Osten konnten heimische Produkte ihren Umsatzanteil um vier auf 28 Prozent steigern. 87 Prozent der Händler im Osten bezeichneten die „Forcierung von Ostprodukten“ zudem als wichtiges Thema für das kommende Jahr. Im Westen waren dies nur 58 Prozent.

Ganz oben auf der Prioritätenliste der Händler stehen im Osten die Aus- und Weiterbildung sowie die Verbesserung der Transportwege. Im Westen drängen vor allem Umwelt- und Verpackungsprobleme. Vor allem die von Umweltminister Töpfer verabschiedete Verpackungsverordnung haben die Lebensmittelhändler noch immer nicht geschluckt, nach der sie den Verpackungsmüll entsorgen müssen.

Die größten Wachstumschancen räumen Manager im alten Bundesgebiet alkoholfreien Getränken, frischem Obst und Gemüse, Tiefkühlkost sowie Diät-, Reform- und Naturkost ein. Schlechter sind die Erwartungen für Fleisch- und Fischkonserven sowie Tabakwaren. Im Osten setzen die Händler statt auf Alkoholfreies vor allem auf Wein und Sekt, denn hier wird ein enormer Nachholbedarf konstatiert.

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