: Neu im Kino:“My Blue Heaven“ Trouble im Vorstadtparadies
Wie tief muß ein Ex-Mafioso gesunken sein, wenn er im Supermarkt die Preisschilder vertauscht und die Spendengroschen von aufrechten Bürgern aufsammelt ? Wie überlebt ein an gutes Essen, schöne Frauen und Schwerstkriminalität gewöhnter Vinnie Antonelli in einem stinklangweiligen Vorort, dessen gesellschaftlicher Mittelpunkt das Einkaufszentrum ist?
Komische Filme über die Mafia gibt es seit John Hustons „Die Ehre der Pizzis“ schon eine ganze Reihe, aber der Gangster als positiver Held, der zwar ein wenig resozialisiert wird, aber im Grunde doch alle biederen Kleinbürger in seiner Umgebung auf seine Seite zieht - das ist neu und recht gewagt. Und es hätte auch ganz leicht nach hinten losgehen können, denn Regisseur Herbert Ross kann seine Filme mit der gleichen Routine zum Erfolg (“Mach's noch einmal Sam“) oder ins peinlichste Verderben inszenieren (“Magnolien aus Stahl“). Aber dies ist Steve Martins Film, und die Rolle des ewig unter Volldampf stehenden Vinnie, der immer Herr der Lage ist und ganz nebenbei sogar das Herz einer Streifenpolizistin gewinnt, ist ihm so perfekt auf den Leib geschneidert, daß man von der ersten Szene an das Gefühl hat, nichts könne schiefgehen. Sein Timing ist so perfekt, daß alle anderen Schauspieler, die Dialoge, der Schnitt in seinen Rhythmus einzufallen scheinen.
In „My Blue Heaven“ wird viel getanzt, aber auch ohne Musik bewegt Martin seinen Körper immer genau im Puls seiner Pointen. Rick Moranis (“Der kleine Horrorladen“,“Ghostbusters“), der in jeder Rolle ein wenig an Kermit den Frosch erinnert, ist als Martins Gegenpol ebenfalls ideal besetzt. Als überordentlicher FBI- Agent Barney Coopersmith, der sich um den als Kronzeuge unter Schutz stehenden Antonelli kümmern muß, wird er im Laufe des Filmes von diesem total umgekrempelt. Martin und Moranis entpuppen sich als genau aufeinander eingestimmtes komisches Paar in der Tradition von Lemmon/Matthau.
Steve Martin ist als Komiker eine Offenbarung, oder wie die Kritikerin Pauline Kael einmal schrieb :“Er vermischt die Talente von W.C.Fields und Buster Keaton, mit ein wenig Fred Astaire dazwischen“. Schlechte Filme wie „Drei Amigos“ oder „L.A.Story“ wurden durch ihn erträglich, besseren Produktionen gibt er den letzten Kick, der sie zu rundherum gelungenen Komödien veredelt. „My Blue Heaven“ ist eine davon. Wilfried Hippen
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