: Studienreform wichtiger als Struktur
■ An der Technischen Universität sollen zunächst die Mängel in Studium und Lehre angegangen werden/ StudentInnen haben kein Interesse an der Umorganisation der Fachbereiche und Institute
Charlottenburg. Ein einheitliches und konsensfähiges Strukturmodell für die Technische Universität zeichnet sich nach den beiden Hochschultagen nicht ab. Vielmehr rückte vor allem bei den zentralen Veranstaltungen gestern an der Straße des 17. Juni die Reform der Lehre und der Studiengänge in den Vordergrund. »Unser Interesse liegt bei der Studienreform und nicht bei der Struktur der TU«, sagte ein Student auf einer Vollversammlung vor etwa 250 Studierenden im Audimax. Heinz Schade vom Strukturausschuß der TU sagte zur Strukturreform, eine Lösung sei nicht gefunden, man solle sich nun auf die Defizite konzentrieren, »und die liegen im Studium.«
Bisher scheint in den Fachbereichen und bei den Studierenden die Notwendigkeit einer Umorganisation der Fachbereiche und Institute nicht angekommen zu sein. »Wir wußten nicht recht, was die Strukturreform soll«, resümierte eine Student die Fachbereichsratssitzung der InformatikerInnen vom Mittwoch. Auf den Veranstaltungen der Fachbereiche kristallisierten sich im wesentlichen zwei Haltungen heraus. »Wir wollen am liebsten so bleiben, wie wir sind«, heißt es — nach den Berichten über die dortigen Veranstaltungen — unter anderem in der Mathematik, in der Physik, bei der Informatik und in den ingenieurwissenschaftlichen Kernfächern der Fachbereiche neun bis zwölf. Andere Fachbereiche würden gerne, frei wählend, neue Kombinationen schaffen. Die Dekane befürworteten »mehrheitlich« das von ihm auf den Weg gebrachte Verfahren zu einer Strukturreform, sagte Gerd Schmidt-Eichstaedt. Dieses von sieben Fachbereichen positiv abgestimmte Papier unterstreiche die Notwendigkeit einer Umorganisation, halte die Gesetze ein und bringe »Betroffenenschutz durch ein durchsichtiges Verfahren«. »Dies habe ich bisher vermißt«, sagte der Jurist Schmidt-Eichstaedt auf der Veranstaltung zur Strukturfrage.
Gleichzeitig war Hörsaal 110 bei der parallelen Veranstaltung zur »Studienreform« mit etwa 150 ZuhörerInnen besetzt. Die Studierenden brachten dorthin eine — auf ihrer Vollversammlung mangels Beteiligung nicht verabschiedete — Resolution mit. Darin heißt es, daß »die vorrangige Aufgabe der Universität für die Gesellschaft die Lehre ist«. Die befinde sich in einem »katastrophalen Zustand«.
Im Audimax war der Hochschultag am Morgen mit einer Podiumsdiskussion aller Statusgruppen vor etwa 700 ZuhörerInnen eröffnet worden. Der erste Vizepräsident Kurt Kutzler hatte in seiner Begrüßung die »Notwendigkeit einer Strukturreform« betont. Kutzler wird am kommenden Mittwoch dem Akademischen Senat über den Hochschultag berichten. Dann wird auch das weitere Vorgehen beraten werden, hieß es im Präsidialamt. cif
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