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Erstmals Gysis Name in Stasi-Akten

■ Gauck-Behörde macht keine näheren Angaben über Art und Umfang der neu aufgetauchten Papiere

Berlin (dpa/taz) — In der Berliner Gauck-Behörde sind neue Papiere gefunden worden, „in denen der Name Gregor Gysi auftaucht“. Ob diese Unterlagen auf eine Zusammenarbeit des PDS-Vorsitzenden mit der Staatssicherheit hindeuten könnten, wird derzeit von Mitarbeitern der Gauck-Behörde untersucht. Ergebnisse seien, so der Sprecher der Behörde, David Gill, erst in der kommenden Woche zu erwarten. Nähere Angaben zu Charakter und Umfang der Papiere machte Gill nicht. Die Papiere waren gefunden worden, nachdem Betroffene in ihren Akten Hinweise auf Gysi entdeckt hatten. Bisher waren in den Akten des Bundestagsabgeordneten Poppe und der Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley vertrauliche Informationen aus der Anwaltskanzlei Gysi entdeckt worden, die von einem mutmaßlichen IM „Notar“ an das MfS weitergegeben worden waren. Der Name Gysi war bisher weder in Akten noch in der Kartei der Gauck-Behörde aufgetaucht.

Die PDS hat unterdessen die Nennung von Gysis Namen in Unterlagen der Gauck-Behörde „als nicht überraschend“ bezeichnet. Parteisprecher Hanno Hanisch erklärte, daß Gysi schon deshalb in anderen Akten der Gauck-Behörde auftauchen müsse, weil er in seiner Zeit als Rechtsanwalt prominente DDR-Dissidenten wie zum Beispiel Rudolf Bahro und Robert Havemann vertreten habe.

Hanisch unterstrich, die PDS halte an ihrer Auffassung fest, wonach die Akte mit der Bezeichnung „Notar“ sich auf keine Person, sondern lediglich auf einen Vorgang beziehe. Dies ist die Version, die von Stasi-Oberst Reuter verbreitet wird. Dieser hatte am Donnerstag ein angekündigtes Treffen mit dem Direktor der Gauck-Behörde, Hans-Jörg Geiger, platzen lassen. Der Brief, den Reuter statt dessen der Gauck- Behörde übermittelt hat, ist nach Worten Gills „teilweise nicht schlüssig“. Zur Zeit werde geprüft, welche Schlüsse aus dem Schreiben des Führungsoffiziers des mutmaßlichen „IM Notar“ gezogen werden könnten. Zu Umfang und Inhalt des Briefes von Reuter machte Gill keine Angaben. Was sich im Falle Gysis bislang nicht belegen läßt, scheint im Fall Wolfgang Berghofer bewiesen.Der frühere Dresdner Oberbürgermeister wurde bei der Staatssicherheit als „Inoffizieller Mitarbeiter Sicherheit“ (IMS) geführt. Eine entsprechende Akte war in dieser Woche bei der Berliner Gauck-Behörde gefunden worden. Berghofer, der zur Zeit in Dresden wegen Wahlfälschung vor Gericht steht, hatte bislang lediglich eingeräumt, „offizielle Arbeitsbeziehungen“ zum MfS unterhalten zu haben. Den Verdacht der Bespitzelung von Mitgliedern der „Gruppe20“, die im Herbst 89 zwischen Staat und Bürgerbewegung verhandelte, hat Berghofer zurückgewiesen.

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