: Zwischen Vertreibung und Verfall
■ Mieterberatung in Prenzlauer Berg/ Verein »Neue Aufgaben« kümmert sich um Sozialplanverfahren
Prenzlauer Berg/Kreuzberg. In Prenzlauer Berg gibt es seit gestern eine kostenlose Mieterberatung in der Hagenauer Straße 16. Der Verein »Neue Aufgaben« wird im Auftrag des Bezirksamts MieterInnen beraten, deren Häuser im Rahmen städtischer Mondernisierungsprogramme instandgesetzt werden.
Der Verein, der sich auf eine Ausschreibung des Bezirks beworben hatte, kümmert sich auch um das sogenannte Sozialplanverfahren bei MieterInnen, die wegen einer Sanierung umziehen müssen. Daneben gibt es im Laden dienstags und donnerstags von 16 bis 18 Uhr eine allgemeine Mieterberatung, für die der Berliner Mieterverein einen Mitarbeiter abstellt.
»Nicht wie Wessis einreiten«
Den Vorstand des Vereins Neue Aufgaben, der gestern zur Eröffnungsfeier lud, stellen drei altbekannte Kreuzberger: der ehemalige Baustadtrat Werner Orlowsky, sowie Theo Killewald und Michael Fröhling vom Verein SO 36. Die Mieterberatung ist jedoch ost-westlich quotiert. Man sei »weit entfernt davon, in Prenzlauer Berg so einzureiten, wie manche Wessis es tun«, sagte Orlowsky.
»Stadterneuerung ist eine Gratwanderung zwischen Vertreibung und Verfall«, meinte der Baustadtrat von Prenzlauer Berg, Matthias Klipp. Fast 70 Prozent der Häuser in Prenzlauer Berg sind vor 1919 gebaut worden, ein knappes Viertel davon hat weder Innentoilette noch Bad. Für den Bezirk standen 1991 über 100 Millionen Mark für die Stadterneuerung zur Verfügung. Derzeit untersucht ein Ableger der Kreuzberger Stadterneuerungsgesellschaft S.T.E.R.N. mehrere Gebiete auf ihren Sanierungsbedarf. Das Problem bei der Sanierung sei jedoch weniger das Geld, sondern die ungeklärten Eigentumsverhältnisse, sagte der Chef der Wohnungsbaugesellschaft Prenzlauer Berg, Klaus Nicklitz, bekannt von der Westberliner Neuen Heimat. Für 66 Prozent seiner Häuser gebe es Rückübertragungsansprüche. esch
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