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Bunte Broschüren für die Wasserkreuzung

Verkehrsminister Krause startet Werbekampagne im Osten/ MagdeburgerInnen sollen vom Elbe-Ausbau überzeugt werden  ■ Von Hannes Koch

Berlin (taz) — Bundesverkehrsminister Günther Krause hat den Werbespruch bei der Rocksängerin Ina Deter geklaut. Doch statt „neuer Männer für das Land“ forderte Krause gestern in Berlin etwas Hartes: „Neue Wege für das Land“. Unter diesem Motto will der Verkehrsminister ab Anfang April mit bunten Broschüren die Menschen in den fünf neuen Bundesländern bekehren: Die BürgerInnen sollen von den Vorteilen der sechzehn geplanten Autobahnen und Bahnstrecken sowie eines riesigen Wasserkreuzes bei Magdeburg überzeugt werden.

Krause hatte im vergangenen Jahr das Beschleunigungsgesetz durchs Parlament gepeitscht und damit den BürgerInnen im Osten viele Mitbestimmungsmöglichkeiten genommen. Als Ersatz sollen nun Günther Krauses Infobusse durch die östlichen Lande touren und dort halten, wo sich die BürgerInnen über kommende Betonpisten vor ihrer Türe besonders aufregen. Die Bürgerrechte will der Minister dann offenbar durch „das direkte Gespräch mit den Bürgern“ ersetzen.

Am 8. Mai soll Krauses Propaganda-Truppe die Magdeburger BürgerInnen von der größten Wasserkreuzung in den neuen Ländern überzeugen. Die einzige Wasserstraße, die in Krauses Ausbauplänen enthalten ist, soll Hannover mit Berlin verbinden. Mittelland- und Elbe- Havel-Kanal will Krause ausbauen lassen. In Magdeburg soll eine große Kanalkreuzung mit der Elbe entstehen.

Für die Elbe bei Magdeburg sehen die Grünen in Sachsen-Anhalt nach Krauses Plänen die ökologische Katastrophe am Horizont heraufziehen. Zwei Varianten stehen nämlich zur Diskussion: Zum einen könnte als Verbindung zwischen Mittelland- und Elbe-Havel-Kanal eine Brücke über die Elbe gebaut werden. Dies wäre die ökologisch sinnvollere Lösung: Die Frachtschiffe würden die Elbe auf der neuen Kanalbrücke kreuzen.

Entscheiden sich die Wasserbauer aber für die andere Variante, muß die Elbe bei Magdeburg um 3,50 Meter aufgestaut werden. In diesem Fall würden die in Zukunft sehr viel tieferen und breiteren Binnenschiffe direkt durch die Elbe nach Berlin fahren.

Eine Staustufe planen die Wasserbauer bei Magdeburg ohnehin: Auch im Hafen der Landeshauptstadt sei der Wasserstand viel zu gering, um die größeren Schiffe aufzunehmen, ist aus dem Bundesverkehrsministerium zu hören.

Die Grünen befürchten, daß es mit vielen seltenen Pflanzen und Tieren, die noch heute an den weitgehend naturnahen Elbufern leben, nach dem Anstauen vorbei sein könnte. Der höhere Wasserstand werde ihnen den Garaus machen. Die UmweltschützerInnen vermuten auch, daß die Staustufe bei Magdeburg nur der Anfang sein wird. Die Öko-Partei vermutet Pläne für den Ausbau der Elbe bis zur tschechischen Grenze, die insgesamt etwa zwanzig Staustufen vorsehen. Vorerst favorisiert allerdings sogar Krause die Schiffsbrücke über die Elbe. 1997 soll sie nach seinem Willen befahrbar sein, und billiger wäre sie voraussichtlich auch noch.

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