piwik no script img

Amnesty: Mehr Druck auf Haiti notwendig

London (ap) — Amnesty international (ai) hat die im September 1991 durch einen Staatsstreich an die Macht gekommene Regierung Haitis schwerer Menschenrechtsverletzungen beschuldigt. Hunderte von Menschen seien umgebracht, festgenommen und gefoltert worden, teilte die Menschenrechtsorganisation am Mittwoch mit. Amnesty rief in einem Bericht zu verstärktem internationalem Druck auf die Machthaber auf.

Die Zahl der seit dem Sturz von Präsident Jean-Bertrand Aristide getöteten Menschen gehe möglicherweise in die Hunderte, wegen der anhaltenden Unruhen sei jedoch eine genaue Zahl nicht auszumachen. Zu den Opfern der Repression zählt amnesty in erster Linie Kirchenmitarbeiter, Journalisten, Gewerkschafter, Studenten und Menschenrechtsaktivisten. Doch auch Menschen, die nicht politisch aktiv waren, hätten Willkürhaft und Folter erleiden müssen, hieß es. Zahlreiche Opfer seien Kinder gewesen. In vielen Fällen genüge es bereits, öffentlich die Politik der neuen Machthaber zu kritisieren, um inhaftiert zu werden, schrieb amnesty. Im staatlichen Rundfunk seien zudem die Namen mutmaßlicher Regimegegner verlesen worden, um diese der Verfolgung preiszugeben.

Ihren internationalen Aufruf, den Menschenrechtsverstößen auf Haiti mehr Aufmerksamkeit zu widmen, richtet ai insbesondere an die Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen, die am kommenden Montag in Genf zusammentreten wird. An die US-Regierung appellierte die Organisation eindringlich, den rund 7.000 ins amerikanische Exil geflohenen Menschen ein faires Asylverfahren zu gewähren. Nach eigenen Angaben hat ai Kenntnis von Berichten, wonach Heimkehrer in Haiti inhaftiert und von Soldaten mißhandelt wurden. Die USA hätten inzwischen bereits rund 500 Flüchtlinge ohne Anhörung nach Haiti zurückgeschickt. Amnesty international zeigte sich im weiteren besorgt darüber, daß sich die US-Behörden weigerten, Vertreter der Organisation zu Ermittlungsgesprächen auf die Marinebasis Guantanamo auf Kuba zu lassen, die als Flüchtlingscamp dient.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen