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Dann spielt die Zentrale Musik ein

Mehr Programm, weniger Mitarbeiter: Entlassungswelle beim Privatradio RPR  ■ Von Martin Muno

Noch im vergangenen Dezember war für die 99 festangestellten MitarbeiterInnen des rheinland-pfälzischen privaten Radiosenders RPR die Welt in Ordnung. Die für die Lizenzvergabe zuständige Landesanstalt für private Rundfunkveranstalter (LPR) hatte dem einzigen Privatsender in Rheinland-Pfalz auch die zweite private UKW-Senderkette des Landes endgültig zugesprochen. RPR, bei dem die drei rheinland- pfälzischen Zeitungsverlage zu 75 Prozent beteiligt sind, konnte zunächst probeweise mit der Ausstrahlung eines zweiten Programms beginnen.

Wer jedoch dachte, daß die Gründung eines zweiten Programms mit der Schaffung neuer Stellen einherginge, wurde spätestens vor zwei Wochen arg enttäuscht: Da nämlich hatte der „Wirtschaftsbeirat“ von RPR ein neues Konzept verabschiedet, wonach 34 festangestellte Mitarbeiter bis zum 31. März entlassen werden sollen. Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Werner Orth, nannte diese Entscheidung „unbegreiflich“. Denn noch im Wirtschaftsbericht des vergangenen Jahres sei von Entlassungen nicht die Rede gewesen. Zwar sei die wirtschaftliche Situation des Senders auch im fünften Jahr seines Bestehens schlecht, doch die Zahl der RPR-HörerInnen und der Umsatz des Unternehmens seien stark gestiegen. Orth befürchtet, daß „ein Drittel der Belegschaft überstürzt einer bislang verfehlten Politik der Geschäftsleitung und Anteilseigner geopfert werden“. Der RPR-Geschäftsführer Horst Fangerau wollte dazu gegenüber der taz keine Stellungnahme abgeben.

Den Anteilseignern ist offenbar die ausgeprägte regionale Berichterstattung des Senders ein Dorn im Auge. Aus seinen Landesstudios in Trier, Koblenz, Mainz und Ludwigshafen muß der RPR in seinem ersten Programm sechs Stunden täglich ein Regionalprogramm senden. Die Landesmedienanstalt hatte dies zur Bedingung für die Lizenzvergabe gemacht. Für das neue, zweite RPR-Programm gilt diese Vorgabe hingegen nicht: Es wird ohne die sogenannten „regionalen Fenster“ produziert und ist deshalb in der Herstellung billiger. Um Ausgaben zu kürzen, wollen Anteilseigner und Geschäftsführung bei den teuren Landesstudios sparen; der Personalabbau trifft vor allem die dortigen Mitarbeiter. „Moderationen für das erste Programm, die zur Zeit noch in den Studios produziert werden, werden künftig aus der Zentrale in Ludwigshafen gesendet. Falls die Landesstudios einen Beitrag haben, sollen sie sich ins laufende Programm einblenden. Wenn nicht, spielt die Zentrale Musik ein“, sagte das Betriebsratsmitglied Axel Woldt. Er bezweifelt, daß auf diese Weise ein attraktives Programm angeboten werden kann. Durch die Zentralisierung sollen acht von bisher dreizehn Technikern eingespart werden. Von den 48 Redakteuren sollen fünfzehn entlassen werden. Neben den festangestellten Mitarbeitern würden außerdem eine Reihe freier Mitarbeiter ihre Arbeit verlieren, sagte Woldt.

Der stellvertretende Landesvorsitzende des DGB, Manfred Helmes, sieht deshalb einen Teil der Geschäftsgrundlage zwischen RPR und der Landesmedienanstalt durch die RPR-Anteilseigner aufgekündigt. Der Privatsender habe die zweite Hörfunkkette unter anderem zugesprochen bekommen, um die starke Kostenbelastung der Regionalstudios auszugleichen. Helmes, der auch Mitglied im Aufsichtsrat der Landesmedienanstalt ist, wirft den Zeitungsverlegern als Hauptanteilseignern vor, daß sie „die Vergabe der zweiten Hörfunkkette nur abgewartet haben, um dann reinen Tisch mit dem Personal zu machen“.

Die sozial-liberale Landesregierung geht trotz der Einsparungen davon aus, daß die regionale Berichterstattung in der vereinbarten Form fortgesetzt wird. Trotzdem, so hieß es in der Antwort auf eine kleine Anfrage der Grünen-Fraktion im Landtag, werde sich die Medienanstalt in den kommenden Wochen mit dem Thema befassen. Für die von den Kündigungen Betroffenen ist das jedoch kein Trost. „Wir haben jahrelang versucht, mit der Geschäftsleitung zusammenzuarbeiten. Jetzt hat sie uns den Krieg erklärt“, sagte Orth. Falls ein Personalabbau wirklich notwendig gewesen sei, hätte man die normale Fluktuation nutzen können. Statt dessen, so berichtete Woldt, seien noch zu Jahresbeginn neue Mitarbeiter eingestellt worden. Jetzt könne man nur versuchen, durch Verhandlungen über einen Sozialplan und durch Kündigungsschutzklagen „das Gröbste abzumildern“.

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