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Atomlobby will Neubau nach Bundestagswahl

Bonn (taz) — Nach mehr als einem Jahrzehnt Pause will Siemens gemeinsam mit dem französischen Partner Framatome erstmals wieder ein Atomkraftwerk in der Bundesrepublik bauen. Ende 1994, unmittelbar nach der Bundestagswahl soll der Standort für den neuen Meiler festgelegt werden, ein Jahr später das Genehmigungsverfahren anlaufen. Diese spektakuläre Ankündigung machte Adolf Hüttl, Chef der Abteilung Energieerzeugung bei Siemens, zum Auftakt der Wintertagung des Deutschen Atomforums gestern in Bonn.

Das ehrgeizige Projekt ist das Ergebnis der 1989 begonnenen Zusammenarbeit von Siemens und Framatome in ihrem Tochterunternehmen Nuclear Power International. Der neue Supermeiler — „eine evolutionäre Weiterentwicklung der alten Konvoianlagen“ — ist mit 1.500 Megawatt Leistung größer dimensioniert als alle laufenden AKWs. Dennoch soll es nicht teurer werden und nicht weniger sicher ausfallen, als die derzeit betriebenen AKWs. Als Schadensvorsorge gegen aufmüpfige Landesregierungen empfahl der Siemens-Mann vorzeitige Intervention: In Vorabgesprächen mit dem Umweltministerium müßten rechtzeitig verbindliche Vorgaben für die spätere Genehmigung in den zuständigen Ländern festgezurrt werden.

Zuvor hatte der Präsident des Deutschen Atomforums, Claus Berke, einige Breitseiten gegen „dierot-grüne Obstruktionspolitik“ abgefeuert.

Er machte Hessens Umweltminister Joschka Fischer für ein mögliches Scheitern der weltweiten Atomabrüstung verantwortlich. Die systematische Behinderung und Teilschließung der Hanauer Atombetriebe gefährde „die schadlose Vernichtung“ der jetzt in großen Mengen anfallenden Bombenstoffe Plutonium und angereichertes Uran. Arbeitslose Atomsöldner aus der GUS sollten in der zivilen Atomtechnik eine neue Heimat finden.

Reichlich genervt reagierten die knapp zweihundert versammelten Atomfreunde auf die Protestaktionen von Greenpeace.

Die Umweltaktivisten hatten das Kongreßhotel rundum mit Bettlaken behängt. Parole: „Strahlend geht die Welt zugrunde.“ Zusätzlich beschallten Lautsprecher die Tagung vom Rhein her mit permanentem Geigerzählerticken. Den konkretesten Vorschlag zur Abhilfe der „grillartigen Geräusche“ (Berke) steuerte der Düsseldorfer VDI-Abgesandte Felix Pohl bei: „Drei Schüsse mit dem Zielfernrohr und die Sache wäre erledigt.“ -man-/gero

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