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NEU IM KINO: Riff-Raff Der Humor des Überlebens

Ratten im Schutt und erwachende Obdachlose, so realistisch häßlich und wenig optimistisch beginnt der nun angelaufene Film von Ken Loach. Riff-Raff, zu deutsch: Gesindel, spielt auf einer echten Londoner Baustelle mit echt bauarbeitenden Schauspielern, die man eher für echt talentierte, schauspielernde Bauarbeiter halten könnte.

Mangels einer Bleibe stecken die Baukumpel den neuen Kollegen Stevie (Robert Carlyle), einen Ex-Häftling in eine leerstehende Wohnung. Nachdem lästiger Uringestank kurzerhand mit Raumspray übertüncht wurde, zieht auch noch die vegetarische Möchte-Gern-Sängerin Susan

Raumspray gegen Piß- gestank, Witze gegen Ratten

(Emer McCourt) ein und hängt ihre indischen Tücher an die Wände. Dennoch bleibt das Domizil etwas karg, aber kostenlos.

Umsonst ist auch der Traum des schwarzen Bauarbeiters Desmonde, eines Tages nach Afrika zu gehen. Aber die Chancen, dem rattenbevölkerten Leben zu entkommen, stehen schlecht. Miserable Verträge, mäßige Bezahlung und wacklige Gerüste machen das Überleben schwer, geben aber zumindest täglich Anlaß für sarkastische Witze. Die „Geplagten“ wehren sich mit Humor und Kartenspiel, und manchmal verschwindet eine Bohrmaschine im Unendlichen. Und wo ein Schild verbietet, den Fußboden zu bepinkeln, weichen Notdürftige auf's Klo der strahlenden Musterwohnung aus.

Diese britische Komödie ist mit beißend britischem Humor gedreht worden. Seltene Längen des Films fallen da nicht unangenehm auf, sondern geben Gelegenheit, einige Details genauer zu betrachten. Der Schmutz in der Baracke oder die Nahaufnahme eines Gasboilers sind vermutlich unarrangierte Kulisse.

Das Drehbuch zu Riff-Raff schrieb Bill Jesse, der sich selbst lange Zeit mit Bauarbeiterjobs über Wasser halten mußte. Mit viel Gespür für innere Klassenkämpfe läßt er die Personen untereinander rivalisieren oder freundschaftlich zusammenhalten. Solidarität ist nicht selbstverständlich — und der klassenbewußte Arbeiter Larry eine Rarität.

Im Laufe der Geschichte passiert viel und ändert sich nichts. Also endet die Story folgerichtig, wie sie begonnen hat: Mit Ratten. Anja Rehling

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