piwik no script img

Unglücklicher Millionär brachte sich um

■ Der Selbstmord des Immobilienbesitzers Wilhelm G. Breuer bleibt rätselhaft/ Kein Abschiedsbrief hinterlassen/ Der ehemalige Bankdirektor kannte viele schräge Vögel in der CDU, aber auch in der SED

Dahlem. Rätsel gibt der Tod des Immobilienbesitzers und Ex-Bankdirektors Wilhelm G. Breuer am letzten Donnerstag auf. Der 59jährige schoß sich in seiner 15-Zimmer- Villa in der Max-Eyth-Straße eine Kugel in den Kopf. Ein Abschiedsbrief wurde nicht gefunden. Die Staatsanwaltschaft, die den Toten routinemäßig obduzieren läßt, geht nicht von Fremdverschulden aus.

Wilhelm G. Breuer hatte Verbindungen zu allen möglichen schrägen Vögeln Berlins. So engagierte er letztes Jahr den Kurzfrist-Generalsekretär der SED, Egon Krenz, für 5.000 Mark im Monat als Lehrling, um ihm die Vorzüge der Marktwirtschaft nahezubringen — was ihm übrigens viele seiner Bekannten übelgenommen haben sollen. Anfang der 80er Jahre stellte er die Kaution für den Architekten Dietrich Garski, dem die Stadt einen ihrer größeren Bauskandale zu verdanken hat, wie auch die für den ehemaligen Boxweltmeister Bubi Scholz, der seine Frau — angeblich versehentlich — durch die geschlossene Toilettentür erschossen hatte. Der Millionär Breuer besaß mehrere Immobilienfirmen, darunter die Grundstücksverwaltung Cuvrystraße, bei der Ex- Bausenator Klaus Franke (CDU) und Garskis Frau Claudia Anteile haben.

Das CDU-Mitglied Breuer bewarb sich 1986 in Wilmersdorf als Baustadtrat für das symbolische Gehalt von einer Mark. Kurz darauf überwarf er sich jedoch mit der Partei: Er hatte 1981 an die CDU 25.000 Mark gespendet, seine Spendenquittung jedoch nicht von der Partei bekommen, sondern von dem CDU- nahen »Förderkreis junge Politik e.V.«, dem CDU-Schatzmeister Jürgen Wohlrabe bis 1982 vorstand. Der befremdete Breuer zeigte sich daraufhin selbst wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung an. Wohlrabe distanzierte sich öffentlich von ihm, woraufhin Breuer die Bewerbung als Baustadtrat zurückzog.

Ein Motiv für einen Selbstmord könnte sein, daß sich Breuers dritte Ehe — er war zweimal geschieden — mit seiner 20 Jahre jüngeren Frau kurz vor der Scheidung bewegt haben soll. Zudem, hieß es, habe er sehr viel Geld an der Börse verloren.

Es wird aber auch spekuliert, daß Breuer ermordet worden sei, da ihm Kontakte zur Unterwelt nachgesagt wurden. Vor fünf Jahren war bei einem Einbruch in seine Villa seine kostspielige Uhrensammlung gestohlen worden. Breuer versuchte daraufhin, Kontakt mit den Tätern aufzunehmen, um die Uhren zurückzubekommen, was ihm teilweise gelang. Dabei soll er im Milieu neue »Freunde« gewonnen haben. esch

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen