: Spindler versus Müller, Part II
■ Der neueste Stand im Fall Ecstasy und Neue Welt
Seit zwei Wochen veranstaltet Thomas Spindler seine Konzerte in der »Neuen Welt«. Vorausgegangen war ein Streit mit dem Besitzer und Konzessionsinhaber des »Ecstasy« Heinz Müller, in dessen Verlauf dieser Spindler mit Hausverbot belegte und der Räume in der Schöneberger Hauptstraße verwies (die taz berichtete). Letzten Samstag fand die Eröffnungsparty in der Hasenheide statt, die dortigen Räumlichkeiten wurden in »Huxley's Neue Welt« umbenannt, um den Neuanfang zu markieren.
Die von beiden Seiten angekündigten Klagen sind inzwischen angestrengt worden. Müller fordert 300.000 DM ein, die Spindler in den vier Jahren, in denen er im Ecstasy Konzerte veranstaltet, angeblich unterschlagen haben soll. Spindler wiederum drängt auf die Herausgabe oder Ausbezahlung der Investitionen, die er in Schöneberg getätigt habe, und die sich nach seinen Angaben auf etwa 130.000 DM belaufen.
Zusätzlich war noch eine Klage vom Wirtschaftsamt anhängig, weil im Ecstasy drei Jahre lang ohne gültige Live-Konzession Konzerte veranstaltet wurden. Das Wirtschaftsamt verhängte gegen Müller und Spindler jeweils eine Strafe von 15.000 DM, gegen die diese wiederum gerichtlich vorgingen. Beim Gerichtstermin am gestrigen Donnerstag wurde die Strafe für Spindler auf 6.000 DM reduziert. Begründung: Spindlers Bemühen um eine Live-Konzession.
Im allgemeinen strafrechtlichen Trubel versuchen nun beide ihre jeweiligen Lokalitäten in Schwung zu bringen beziehungsweise zu halten. Müller wird wohl versuchen, die im Ecstasy etablierten Diskotheken »Madhouse« und »Funhouse« mit anderem Personal weiterzuführen. Ob in der Hauptstraße doch noch Live- Konzerte stattfinden werden, ist mehr als fraglich.
Spindler hat für Huxley's Neue Welt einen Mietvertrag mit der Unternehmensgruppe Becker, dem Besitzer der Neuen Welt, über eine Laufzeit von 17 Jahren geschlossen. Die Rollschuhbahn soll weiterhin vormittags vor allem für Schulen aber auch für Privatpersonen geöffnet bleiben, die leidlich beliebten Rollschuhdiscos haben ausgedient. Konzerte in der großen Halle will Spindler zwar auch selbst veranstalten, aber die freien Termine mit Fremdveranstaltungen füllen. Hierfür wird die Halle an lokale Musikveranstalter wie Downtown, Loft, Concert Concept u.a. vermietet.
Im direkt neben der Halle liegenden kleinen Raum mit Bar, der ab sofort den Namen »Huxley's Junior« trägt, werden die Konzerte stattfinden, für die das Ecstasy bisher seinen Ruf in der Stadt genoß, also vornehmlich Bands aus dem Independent- und Metal-Bereich auftreten. Zusätzlich werden nach englischem Vorbild an einzelnen Wochentagen thematische Club-Discos stattfinden. So jeden Sonntag um 21 Uhr der »Lion's Club«, bei dem Reggae gespielt wird; die bisherigen DJs von Madhouse und Funhouse legen am Freitag und Samstag ab 22 Uhr unter dem neuen Namen »Ultimate Dance Madness« auf, und jeden Donnerstag werden Jock McDonald, sonst Sänger bei den Bollock Brothers, und Jogie The Bear die »Twisted Kicks« veranstalten. Hier soll ab 23 Uhr vor allem Punk und Wave und alle davon beeinflußten oder in Zusammenhang stehende Musiken gespielt werden. Gast-DJs sind willkommen, eine Einladung an Harald Juhnke bereits ergangen. Der hat sich dazu aber noch nicht geäußert.
Aufgeräumt werden soll mit einer bisher für das Ecstasy überaus typischen Sitte: der Verspätung. Konzerte sollen pünktlich um 20 Uhr beginnen, weil sich sonst der Beginn der Discos verschieben und das »Club within a Club«-Konzept sich nicht durchsetzen könnte. Wer die bisherigen Gepflogenheiten der Spindler-Crew gewohnt ist, kann ihnen bei diesem Unterfangen nur viel Glück wünschen. Thomas Winkler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen