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Abgedrehte Erotik

■ Heute startet eine Ellen-Barkin-Reihe mit »The Big Easy — der große Leichtsinn« im ZDF, 22.15 Uhr

Zu fluchen hat die 37jährige Kaufmannstochter in der Bronx gelernt, und ihre Armmuskeln hat sie vom Gewichtheben. Ihre breite Nase, das schiefe, an Samt und Sandpapier erinnernde Grinsen und der ironische Blick entsprechen nicht dem Schönheitsideal. Dennoch sind ihre Bewegungen so erotisch, daß bei ihrem Anblick sogar ein Eisbär aus seinem Fell steigen möchte — sagt Mann. Nach neun Jahren Schauspielunterricht, in denen man ihr einredete, sie sei nicht hübsch genug, debütierte sie in Levinsons Diner, warf in Jarmushs Down by Law Tom Waits alle Platten aus dem Fenster und wurde 1989 in McBrides The Big Easy als erotische Geheimwaffe entdeckt.

Die Schauspielerin Ellen Barkin ist keine Dauergrinsende wie Julia Roberts, kein medizinisches Patchwork wie Cher, sondern ist als „scharfe Schlampe mit rauchiger Whiskeystimme“, die Dennis Quaid schon nach der ersten Nacht von hinten zwischen die Beine langen will, in den Gehirnwelten männlicher Zuschauer etabliert. Dabei ist The Big Easy eine biedere Cop-Komödie mit gelegentlichen Highlight-Dialogen. Das Polizeirevier ist nur deswegen korrupt, damit man sieht, wie sehr das dem guten Cop (Quaid) an die Nieren geht.

Sie ist frischgebackene Staatsanwältin, die überzeugt werden muß, daß er zu den Guten gehört. Quaid macht vor verkohlten Leichen seine Witze, damit ihr schlecht wird und sie beim Davoneilen jedesmal kreidebleich über irgendwelches Gerümpel stolpert. Wenn man heute sieht, wie engstirnig Regisseur McBride die Barkin als Zuträgerin für Milchzahn Dennis Quaid mit der Ausstrahlung einer Billardkugel einsetzt, spricht die Tatsache, daß sie mit diesem durchwachsenen Streifen trotzdem ihren Durchbruch schaffte, nur für ihre Leinwandpräsenz.

Daß sie auch in nuancierten Charakterrollen überzeugt, bewies ihr Auftritt in Drei Frauen in New York, wo sie als Mutter von drei plärrenden Kids von ihrem Mann verlassen wird, um sich in eine aussichtslose Affäre mit einem Verheirateten zu stürzen. In der abgedrehten Comic- Komödie Buckaroo Banzai fällt sie kaum auf. Dafür ist der Film so abgedreht wie eine bekifft gespielte Partie Mikado. Manfred Riepe

„Drei Frauen in New York“ am 16.2., „Buckaroo Banzai“ am 24.2. im ZDF.

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