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Kein Silberstreif für Ostdeutschland

■ Industrieproduktion steigt langsamer/ Gleiche Lebensverhältnisse in Ost und West erst in 20 Jahren?

Berlin/Bonn (dpa/vwd) — Die Angleichung der Lebensverhältnisse in Ostdeutschland wird noch etwa 20 Jahre dauern. Diese Ansicht vertrat der Arbeitsmarktexperte am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin (DIW), Wolfgang Scheremet. Den Prognosen des DIW zufolge werde die Zahl der Arbeitslosen in den neuen Bundesländern im Sommer dieses Jahres auf rund 1,5 Millionen nach oben schnellen. Selbst im Jahr 2000 werden dort noch immer etwa eine Million Menschen ohne Arbeit sein. Bei jährlichen Wachstumsraten zwischen sieben und zwölf Prozent sei die Erwartung, daß der Osten in drei bis fünf Jahren zu den Lebensverhältnissen im Westen aufschließt, schlicht eine „Illusion“, erklärte Scheremet. Der desolate Zustand der ostdeutschen Wirtschaft sei allgemein unterschätzt worden.

Die neuesten Zahlen scheinen dem DIW-Wirtschaftsexperten Recht zu geben: Die Industrieproduktion in den neuen Bundesländern steigt nur noch langsam. Im November nahm die Nettoproduktion pro Arbeitstag gegenüber dem Vormonat nur noch um 1,5 Prozent zu. Im Oktober hatte die monatliche Zuwachsrate noch 4,5 Prozent und im September sogar neun Prozent betragen. Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann will in den Zahlen dennoch „ein vergleichsweise günstiges Ergebnis“ sehen.

In den einzelnen Sektoren verläuft die Entwicklung recht unterschiedlich: Mit 6,5 Prozent verzeichnete das Investitionsgütergewerbe im November ein kräftiges Plus gegenüber Oktober. Bei Grundstoffen und Produktionsgütern ging die Produktion dagegen um 1,5 Prozent zurück, bei Verbrauchsgütern um 2,5 Prozent und bei Nahrungs- und Genußmitteln um vier Prozent. Gegenüber November 1990 betrug der Produktionsrückstand des gesamten verarbeitenden Gewerbes nach rund 28 Prozent. Nur Druckereien und die Mineralölverarbeitung legten kräftig zu.

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