: Der Krabbe-Krimi
■ Expertenstreit um den Urin von Katrin Krabbe
In der deutschen Leichtathletik dreht sich alles um Urin. Objekt der Begierde: die mutmaßliche Blasenfüllungen von Sprint-Weltmeisterin Katrin Krabbe, Silke Möller- Gladisch und Grit Breuer. Die nämlich, so bewies Manfred Donike, sind identisch. Aber wie? Pinkelte eine für alle? Unmöglich, die Probe fand unter ärztlicher Aufsicht statt. Sind sich die Proben so ähnlich, weil die drei das gleiche essen? Ließen die Sportlerinnen gar die demütigende Prozedur über sich ergehen, sich vor dem Pinkeln fremdes Urin in die Blase katheterisieren zu lassen? Oder hat jemand beim Transport an den Flaschen gefummelt?
Denkbar ist schließlich alles. Krabbe und Co. stehen schon lange unter schwerem Dopingverdacht. Doch bisher konnte keiner ein Dopingvergehen nachweisen, sprich: Die Frauen waren gegebenenfalls schlau genug, sich eben nicht erwischen zu lassen. Und nun plötzlich sollen sie derart blöde sein, einunddenselben Urin für drei Proben abzugeben? Das will nicht recht passen. Doch manipuliert wurde, fragt sich nur noch, von wem. Diskus- Olympiasieger Jürgen Schult munkelt: „Von der Beeinflussung der Südafrikaner durch die verschiedensten Interessengruppen, denen die sportlichen Erfolge nicht passen, bis hin zur Anti-Krabbe- Lobby im DSB ist jede Variante denkbar.“ Der Ex-Vorsitzende der Anti-Doping-Kommission des Deutschen Leichtathletikverbandes, Dieter Baron, bezweifelt, daß die Doping-Proben der drei Leichtathletinnen identisch sind. Der Doping-Beauftragte des Deutschen Sportbundes (DSB), Hans Evers, hingegen plädierte für eine Sperre. „Das sieht man klar im Gesicht, daß die Krabbe dopt.“
Der DLV indes tut vorsichtshalber, als sei gar nichts gewesen und nominierte Krabbe und Breuer für den Sechs-Länderkampf am 22.Februar in Paris. Sportdirektor Horst Blattgerste: „Wir wollen keine Vorverurteilung vornehmen.“ Präsident Helmut Meyer hofft, daß das Problem bis Ende des Monats vom Tisch ist. Grit Breuer ist zunächst auch zum Aufgebot für die Europameisterschaften in Genua (28.Februar bis 1.März) nominiert, während Katrin Krabbe die Hallensaison nach Genua abschließt. miß
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