»Land unter« im Breitensport

■ Zuwenig ABM-Stellen für die Ost-Vereine/ Treuhand will Grundstücke verkaufen

Berlin. Als am 10. Februar das Arbeitsamt Treptow eine Pressekonferenz abhielt, um zu verkünden, daß es 2.000 ABM-Stellen bislang nicht besetzen konnte, verstand man beim Landessportbund Berlin die Welt nicht mehr. Besagter LSB hatte nämlich schon im Sommer letzten Jahres 237 solcher Stellen bei diesem Arbeitsamt beantragt, aber bislang kaum Resonanz erfahren. Durch die schleppende Bearbeitung sieht man gar die vom Senat zur Verfügung gestellten Räume für das neue Personal in Gefahr, denn der könne die nicht »ewig freihalten« (Pressesprecher Dietmar Bothe).

Dabei sind diese Arbeitsplätze für den Breitensport- Ost bitter notwendig. Bis zur Wende kannte man dort kaum ehrenamtliche Vereinsarbeit. Die meist Betrieben angegliederten Sportclubs hatten extra von der Arbeit freigestellte Verantwortliche, die sich um alle anfallenden Dinge kümmerten. Nun allerdings brauchen die zu Sportarbeitsgemeinschaften zusammengeschlossenen Vereine dringend Personal, damit es auch in Zukunft Breitensport geben kann. Die eigenen Mittel reichen nicht aus, diese zusätzlichen Kosten zu übernehmen.

Die Sprecherin des Arbeitsamtes Treptow, Frau Dr. Wallburg, sieht die Sache anders: Durch eine falsche Zeitungsmeldung aufgeschreckt, hätten zum 25. Oktober waschkörbeweise ABM-Anträge die Dienststelle erreicht, da die Absender ein Auslaufen der Maßnahme befürchteten. Dieser Berg werde nun abgearbeitet, wobei im Fall des LSB nach einer Prioritätenliste vorgegangen werde. Bis zu diesem Zeitpunkt habe man weder vom LSB noch von den ihm angeschlossenen Verbänden irgendwelche Klagen gehört.

Was soll aber werden mit den Ost-Vereinen, wenn außer einem völlig undurchsichtigen Verwaltungshickhack nichts getan wird, um Hilfestellung zu geben? Der (ehrenamtliche) Vorsitzende der Sportarbeitsgemeinschaft Köpenick, Baumann, erläutert, wofür die zusätzlichen Arbeitsplätze benötigt werden: »Wir kümmern uns um die Verwaltung, die Sportstätten und deren Verteilung, Nutzung und ähnliches.« Und man versteht sich als Berater der angeschlossenen Vereine. Informationsveranstaltungen zu Themen wie Recht, Versicherungen, Steuern werden angeboten. Darüber hinaus sieht Baumann das Wirken der Vereine nicht nur sportlich, sondern auch »zu mindestens 50 Prozent sozial«.

Da würden die zusätzlichen Stellen wichtig sein, zumal bei den Köpenicker Wassersportlern die 85 schon vorhandenen ABMler ausschließlich damit beschäftigt wären, daß Bootshäuser, Stege etc. »nicht zusammenbrechen«. Schwierigkeiten genug, aber es gibt noch ein weiteres Problem. Geplant war, daß alle Sporteinrichtungen in die kommunale Verwaltungshoheit übergehen. Bei einigen Grundstücken blicken allerdings potentielle Käufer begehrlich auf die Teile, die Seeanschluß haben und eigentlich nicht verkauft werden sollten. »Die Treuhand hat hinter unserem Rücken sogar Verkaufsverhandlungen geführt«, sagt Baumann, obwohl der Arbeitsgemeinschaft die kommunale Nutzung ausdrücklich bestätigt wurde. Die Treuhand allerdings zeigt sich unsportlich: »Ein Bootshaus ist kein Sportobjekt«, wurde Baumann erklärt. Ein Rechtsanwalt verstieg sich gar zu der Aussage: »Ein Wassersportverein soll aufs Wasser gehen. Was braucht er da Land?« Elke Wittich