: Kämpfe trotz Waffenruhe in Somalia
■ Vermittlung der UNO/ Hilfe für Flüchtlinge gestaltet sich schwierig/ Wenig Hoffnung auf Frieden
Nairobi/New York (afp) - Trotz der am Freitag am Sitz der UNO in New York zwischen den Bürgerkriegsparteien in Somalia vereinbarten Waffenruhe sind die Chancen für einen echten Frieden in dem ostafrikanischen Land offenbar gering: Bis Sonntag hielt sich keine der beiden Seiten an die Feuerpause. Die beiden verfeindeten Gruppen des „Vereinigten Somalischen Kongresses“ (USC) lieferten sich nach Angaben von Hilfsorganisationen in der Hauptstadt Mogadischu bis in die Morgenstunden heftige Artilleriegefechte. Dessen ungeachtet soll noch im Februar ein formelles Waffenstillstandsabkommen abgeschlossen werden.
Hilfsmannschaften der UNO, die am Samstag morgen in Mogadischu eintrafen, richten ihr Augenmerk auf die Versorgung Hunderttausender Flüchtlinge mit Medikamenten und Nahrungsmitteln. Nach Einschätzung von westlichen Diplomaten und Mitarbeitern von Hilfsorganisationen sind die Chancen für einen dauerhaften Frieden in Somalia gering, da auch frühere Waffenstillstandsvereinbarungen gebrochen worden seien.
In Somalia liefern sich seit Herbst vergangenen Jahres die Anhänger des Übergangspräsidenten Ali Mahdi und seines Rivalen im Vereinigten Somalischen Kongreß (USC), General Mohammed Aidid, Gefechte. Während Mahdi die UNO drängt, Friedenstruppen nach Somalia zu schicken, lehnt General Aidid eine Intervention von außen ab. Bei Kämpfen zwischen den verfeindeten Clans sollen in den vergangenen drei Monaten 20.000 Menschen umgekommen sein. Aidid eroberte nach Angaben von Hilfsorganisationen in Nairobi einen von Mahdi benutzten Behelfsflughafen zehn Kilometer nördlich von Mogadischu und schnitt damit die Versorgung des Präsidenten ab. Aidid wolle so viele Gebiete wie möglich erobern, um so seine Position bei den Friedensverhandlungen zu stärken.
Schwierig gestalten sich die Hilfsaktionen für die vom Bürgerkrieg betroffenen Menschen. Das am Samstag eingetroffene UN-Expertenteam versucht, die Situation von Hunderttausenden von Flüchtlingen in Wüstenlagern im Norden und Süden der Stadt vor Ort zu sehen. Das Team solle feststellen, ob die dringend benötigten Lebensmittel für die Flüchtlinge über die somalischen Häfen am Indischen Ozean ins Land gebracht werden können, sagte Mario Borsotti vom UN-Entwicklungsprogramm für Somalia. Die Experten hoffen, sichere Transportwege aushandeln zu können, um Nahrung und Medikamente zu den Menschen zu bringen, die durch die Kämpfe ihr Hab und Gut verlassen mußten. Nach Angaben des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) werden rund 35.000 Tonnen Nahrung im Monat zur Linderung der Hungersnot benötigt. In der vergangenen Woche wurde Hilfsorganisationen untersagt, Güter in einen zehn Kilometer nördlich von Mogadischu gelegenen Landstrich zu fliegen.
Bereits am Freitag, noch vor den Einigung in New York, mußte ein neu eingerichtetes Krankenhaus des IKRK, das sich in der Nähe der umkämpften Viertel Mogadischus befindet, nach Angaben des Generaldelegierten des IKRK für Ostafrika, Jean de Courten, geräumt werden. Zuvor hätten beide Bürgerkriegsparteien dem Roten Kreuz versichert, daß es seine Arbeit im Keysaney- Krankenhaus fortsetzen könne.
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