EG streitet über Mazedonien

■ Griechische Kampagne gegen Anerkennung des Nachbarstaates/ Entscheidung vertagt

Lissabon (taz) — Die Kampagne der griechischen Regierung gegen die „Republik von Skopje“ scheint zumindest einen Teilerfolg zu haben: Zwar trafen sich gestern die zwölf Außenminister der EG in Lissabon, um über eine Anerkennung der jugoslawischen Teilrepublik Mazedonien als unabhängiger Staat zu beraten. Doch zu einer Entscheidung gegen den erklärten Willen der Partner in Athen mochten sie sich nicht durchringen. EG-Diplomaten in Lissabon erklärten: „Wir sind in einer Sackgasse.“ Die EG-Schiedskommission hatte die Anerkennung Mazedoniens schon im Januar empfohlen. Damals erkannte die Gemeinschaft jedoch nur Slowenien und Kroatien an, obwohl die Verfassungsrichter meinten, daß Kroatien nicht alle EG-Bedingungen erfülle.

Die griechische Regierung verlangt, daß das Nachbarland auf seinen Namen „Mazedonien“ verzichte. Außerdem müsse garantiert sein, daß die „Republik von Skopje“ keine Gebietsforderungen gegenüber Griechenland erhebe. Regierung und Opposition in Athen, mit Ausnahme der orthodox-kommunistischen KKE, haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um zu verhindern, daß der kleine Nachbar im Norden als Staat anerkannt wird.

Zuletzt gingen am vergangenen Freitag rund 300.000 Menschen in Thessaloniki mit dem Ruf „Makedonien sind wir“ auf die Straße. Dabei wurden auch Handzettel mit der aggressiven Parole „Beil und Feuer den Hunden von Skopje“ verteilt. dora