Sponsor gesucht

■ Fassbinders „Alexanderplatz“ auf dem Alex?

Bevor Berlin Alexanderplatz im Oktober 1980 überhaupt ins Fernsehen kam, hatte es schon Krach gegeben. Die 14teilige Bavaria- Produktion sei zu teuer, schimpfte die Springer-Presse. Dabei waren 13 Millionen DM für 930 Sendeminuten weit billiger als der normale Sendepreis. Und der WDR verlegte den Sendetermin kurzfristig von 20.15 auf 21.30, weil Fassbinder nichts für Kinderaugen sei. Einhellig befanden die Medien, der Film sei zu dunkel, die Leute könnten nichts erkennen, Schwarzweißsehern sei die Sicht genommen.

Die Einschaltquoten sanken, 'Bild' nannte die Serie eine „Orgie der Gewalt, Perversion und Blasphemie“, und in der Faschingsnacht des ZDF schlug ein Büttenredner die Verbrennung der Filmrollen vor. Fassbinders Verteidigung einer Kinoästhetik im Fernsehen verhallte weitgehend ungehört, ins Kino kamen die 15 Stunden und 20 Minuten hierzulande nie.

In den USA geschah das Gegenteil. Als der Film im August 1983 im New Yorker Lincoln Plaza Cinema startete, überschlugen sich die Kritiken vor Begeisterung. Vincent Canby fragte in der 'New York Times', ob Berlin Alexanderplatz die Zukunft des Kinos vorweggnehme, 'Village Voice' konstatierte, Günter Lamprechts Biberkopf sei das Maß, „an welchem künftige Schauspielerei gemessen wird“, und ein Jahr später nahmen die US-Kollegen das „Opus Maximum“ in die Liste der Top-Ten auf. Susan Sontags Essay ist nur einer von vielen, die deutsche Filmpublizistik kann da nur kleinlaut werden.

Im diesem Sommer könnte sich das ändern. Nach einigen Querelen um die zu zahlenden Summen für Lizenzrechte (an Fassbinder-Erben, Döblin-Erben, und zwei Münchner Filmproduzenten, denen kürzlich in einem ungewöhnlichen Prozess ebenfalls Stoffrechte zugesprochen wurden) wird die Serie nun vom WDR, NDR, MDR und SDR ausgestrahlt. Juliane Lorenz und Harry Baer, verantwortlich für Fassbinder-Retro und -Ausstellung, planen außerdem eine Großprojektion am Ort des Geschehens: auf dem Alex. Allerdings reicht ihr Budget nicht aus. Für die erste deutsche Leinwandschau von Berlin Alexanderplatz sind vor allem wegen der Technik 50.000 DM erforderlich: ein Sponsor wird gesucht. Die Gelegenheit für praktische Umsetzung später Einsicht. chp

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