Kein Headbanging in Weißensee

■ Wegen Lärmbeschwerden mußte Musikinteressenverein (MIV) in Weißensee alle Konzerte absagen

Weißensee. Der Hof, der das Weißenseer House of Music vom nächsten Wohnhaus trennt, ist extrem schmal. Wie ein Schalltrichter verstärkten hohe Brandmauern die Bässe, die bis letzte Woche aus dem Konzertsaal drangen. Nachdem sich die Bewohner des Mietshauses wiederholt beschwert hatten, mußte der Betreiber des Clubs, der gemeinnützige Musikerinteressenverein (MIV), nun zunächst alle geplanten Konzerte und auch die Wochenend- Disco bis auf weiteres absagen.

Klagen hatte es schon immer gegeben. In dem ehemaligen Kino hatte bis zur Wende ein Jugendclub seinen Sitz, der mit bis zu 15 Konzerten im Monat als anerkanntes Forum für Ostberliner Bands galt. Der MIV war im letzten Mai mit der Duldung des Weißenseer Bezirksamts in den schlichten Kasten gezogen. Seitdem hat er das Programm umgestellt und aus dem abgelegenen Club eine stadtbekannte Anlaufstelle für Metal- und Hardrock-Anhänger gemacht.

In einem einberufenen Treffen zeigte sich, daß die Nachbarn gar kein Interesse an einer Einstellung des Konzertbetriebs haben. Auch die anwesenden Stammgäste aus Weißensee betonten die Bedeutung, die das Haus seit 1973 für den Bezirk habe: Mit seiner mittleren Größe ist es hier einmalig. Anwohner und Veranstalter hatten im Januar gemeinsam überlegt, wie der nächtlichen Störung durch an- und abfahrende PKWs, dem Kartenverkauf auf der Straße und durch die Auftritte selbst abgeholfen werden könne. Darauf habe der Verein im Rahmen seiner Möglichkeiten versucht, den Krach wenigstens provisorisch einzudämmen.

Die beiden Vorstandsmitglieder Silvia Lerche und Bettina Militzer wiesen aber auch darauf hin, daß sich die Schallisolierung des Hauses noch im alten Zustand befinde und somit völlig unzureichend sei. Der Verein, dem das nötige Geld für eine grundlegende Überholung fehlt, hofft auf eine Unterstützung durch das Bezirksamt Weißensee.

Dort sollte am Dienstag in einer Sitzung mit Vertretern des Umwelt- und des Kulturamtes über die Zukunft des House of Music entschieden werden. Der Fall wurde jedoch an das Wirtschaftsamt weitergegeben. Pressesprecher Ulf Hermann erklärte, daß der Musikerinteressenverein lediglich versäumt habe, rechtzeitig die nötigen Anträge für eine Bewirtschaftung in freier Trägerschaft einzureichen. Eine Schließung des Hauses sei aber auf keinen Fall geplant. Claudia Wahjudi