: Postmoderner Zynismus
■ betr.: "Was fehlt", taz vom 24.2.92
betr.: „Was fehlt“,
taz vom 24.2. 92
[...] In der Meldung „Was fehlt“ vom 24.2. 92 hieß es, daß „ein englischer Obdachloser (fehlt), der in einem Mülleimer nächtigte und von der Müllabfuhr verschluckt wurde“.
Mag sein, daß Ihr den postmodernen Zynismus mögt, der über der Besonderheit der Todesursache die menschliche Tragödie — und den gesellschaftspolitischen Skandal der dramatischen Zunahme der Verarmung in Großbritannien — überseht. Ich jedenfalls finde es nur widerwärtig, wenn Ihr einer flott formulierten Zeile auch noch den letzten Rest an Erschrecken über ein menschliches Schicksal und ein politisches Problem opfert.
Ich meine nicht, daß Ihr einen großen Artikel hättet schreiben müssen. Aber es hätte schon einen Unterschied gemacht, wenn Ihr wenigstens geschrieben hättet: „was fehlt... die Meldung über einen Obdachlosen, der...“ Aber dazu hätte man einen Moment innehalten und über die Verwendung der Sprache nachdenken müssen. [...] Andrea Fischer, West-Berlin
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