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Unterm Strich

Der mit 10.000 Mark dotierte Karl-Hofer- Preis der Hochschule der Künste Berlin wurde am Mittwoch an Susanne Fleck für ihr Projekt „Das monumentale Provisorium“ verliehen. Die Preisverleihung nahm der neue Präsident der Hochschule, Olaf Schwencke, vor. Der Preis wird seit 1979 alljährlich für Beiträge vergeben, die „die vielseitigen Beziehungen zwischen Kunst und Wissenschaft verdeutlichen“. In Form einer 52 Meter hohen transparenten Pyramide aus stählernen Baugerüsten soll es auf dem Potsdamer Platz, als wäre das gerade dort noch nötig, „als Monument der Vergänglichkeit wirken, ein Symbol auch für Veränderbarkeit“, denn im Zuge der kommenden Bebauung des Platzes sollen die Gerüststangen des Provisoriums allmählich in das reale Baugeschehen integriert werden. Für die Realisierung des mit 1,2 Millionen Mark veranschlagten Projektes sollen als Sponsoren die sich künftig auf diesem „Filetstück“ ansiedelnden Konzerne gewonnen werden. Schwencke zog am Mittwoch auch eine kurze Bilanz über die gegenwärtige Arbeit der HdK. In insgesamt elf Fachbereichen erhalten gegenwärtig rund 5.400 StudentInnen ihre Ausbildung in 36 Studiengängen mit insgesamt 80 Werkstätten. Es gibt 332 ProfessorInnen und 144 Stellen für MitarbeiterInnen. Zu den jüngst neu hinzugekommenen bzw. hinzukommenden Lehrkräften zählen die Videokünstlerinnen Valie Export und Maria Vedder, der Werbespezialist Uwe Vock, der Maler Georg Baselitz und der Oboist Burkhard Glaetzner. „Szenisches Schreiben“ soll Tankred Dorst vermitteln.

Der Berliner Aufbau-Verlag will sein bisher so gut wie unbekanntes Archiv weiter öffnen. Unter dem Titel „...und leiser Jubel zöge ein“ sind im Frühjahrsprogramm Autoren- und Verlegerbriefe von 1950 bis 1959 angekündigt. Mit 423 Seiten erscheint das Buch als 100. Band im neugegründeten Aufbau Taschenbuch-Verlag. Schon dessen erste Publikation „Allein mit Lebensmittelkarten ist es nicht auszuhalten...“ (Autoren- und Verlegerbriefe 1945 bis 1949) hatte im vergangenen Jahr der Aufarbeitung der eigenen Geschichte des einst größten DDR-Verlages gegolten. Mitherausgeber Elmar Faber, langjähriger Verlagschef, ist der Meinung, daß das umfangreiche und sorgfältig geführte Archiv noch mehrere Bücher hergibt. Zu den jetzt zitierten Briefeschreibern gehören Johannes R. Becher, Anna Seghers, Leonard Frank, Bertolt Brecht, Hermann Hesse, Arnold Zweig, F. C. Weiskopf, Lion Feuchtwanger, Ludwig Renn und auch Thomas Mann. Die Korrespondenzen liefern insgesamt nicht nur ein intimes Spiegelbild gesellschaftlicher und kulturpolitischer Vorgänge in der noch jungen DDR, sondern sie rücken auch die „gesamtdeutsche“ Verlagslandschaft ins Blickfeld, wo sich Ost und West im Kampf um renommierte Schriftsteller als Konkurrenten gegenüberstanden. In den Zeitabschnitt 1950 bis 1959 fällt auch die Verhaftung des damaligen Aufbau-Leiters Walter Janka („Schwierigkeiten mit der Wahrheit“). Er wurde wegen angeblicher „konterrevolutionärer Verschwörung“ im Umfeld des Aufbau-Verlages Anfang 1957 zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt.

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